Sie stehen vor der Entscheidung, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für den Erwerb von Wohneigentum und die Aufnahme eines Kredits hierfür ist? Dann ist es hilfreich, sich die Entwicklung des Volumens neu vergebener Wohnbaukredite in Österreich anzuschauen. Als Entscheidungshilfe finden Sie in diesem Beitrag zusammengefasst, wie sich die Zahlen entwickelt haben und was dies für Sie als privaten Kreditkunden bedeutet.
Die in der Grafik dargestellten Zahlen geben das Volumen neuer Wohnbaukredite von Privatpersonen an. Es handelt sich also um die Gesamtsumme aller Kreditbeträge – und zwar jener Kredite, die von Kreditinstituten an Privatpersonen zum Zweck einer Immobilienfinanzierung in Österreich im jeweiligen Zeitraum neu vergeben wurden.
Niedrigere bzw. sinkende Volumina deuten auf eine geringere Bereitschaft der Banken und Bausparkassen hin, neue Wohnkredite zu vergeben. Das heißt also: Je niedriger diese Zahlen aktuell sind, desto kleiner ist die Chance für Sie, einen Wohnbaukredit zu bekommen. Grundsätzlich können Sie daraus auch schlussfolgern, dass dann ein ungünstiges Umfeld für Wohnbaufinanzierungen besteht: z. B. aufgrund des Zinsniveaus, erforderlicher Mindesteigenmittel oder einer maximal möglichen Kreditlaufzeit.
Das neu vergebene Kreditvolumen innerhalb der letzten 5 Jahre ist von 2018 mit 18,4 Mrd. € auf 23,2 Mrd. € im Jahr 2022 erheblich angestiegen, wie die Grafik zeigt. Dabei bestand bis Mitte 2022 die deutliche Bereitschaft der Banken, Ihnen als Privatkunde Wohnbaukredite zu vergeben, auch wenn die Steigerung des Volumens im Jahr 2021 mit nur knapp 9 % gegenüber den beiden Vorjahren (ca. 13 %) doch bereits deutlich geringer ausgefallen ist. Seit dem zweiten Halbjahr 2022 ist das Volumen dann regelrecht eingebrochen, so dass das Gesamtvolumen 2022 um 10 % und 2023 um erhebliche 55 % jeweils gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen ist.
Ein Grund dafür waren die bis Ende 2021 niedrigen Zinsen. Der Leitzins der Europäischen Zentralbank verharrte seit 2016 (bis Juli 2022) bei null und die Banken gaben das niedrige Zinsniveau an Kreditkunden weiter. Dank der niedrigen Kreditzinsen blieben Immobilien für Sie als Privatkunde weiterhin finanzierbar – trotz hoher Immobilienpreise.
Der lang anhaltende Trend wachsender Kreditvolumina für Immobilienfinanzierungen bis Mitte 2022 für Privatkunden zeigt aber auch: Das Vertrauen in Immobilien ist hoch. Unverändert viele Menschen suchen langfristig Sicherheit durch den Kauf und die Finanzierung einer Immobilie. So zeigt eine repräsentative immowelt-Studie, welche im November 2023 durchgeführt wurde, dass 37 % der Österreicher über den Kauf einer Immobilie nachdenken. Das persönliche Risiko eines Wohnbaukredits können Sie zudem deutlich reduzieren, indem Sie eine Fixzinsbindung wählen. Auch wenn sich vorübergehend, aufgrund der gestiegenen Zinsen der ein oder andere Immobilienwunsch noch nicht wieder realisieren lässt, ist der Wunsch für die eigene Immobilie ungebrochen hoch.
Wie entwickelte sich das Volumen der neu vergebenen Wohnbaukredite in den letzten Monaten? Nach noch sehr hohen Volumina bis Juli 2022 (2,7 Mrd. €) ging das vergebene Kreditvolumen für private Wohnbaukredite ab August 2022 mit nur noch 1.3 Mrd. € auf Sinkflug und brach im Vorjahresvergleich um deutlich über 50 % ein.
Das hing vor allem mit den deutlich gestiegenen Zinsen für Wohnbaufinanzierungen seit Anfang 2022 zusammen. Gleichzeitig verschärfte der Gesetzgeber in Österreich ab 01. August 2022 erheblich die Kriterien für die Vergabe von Wohnbaukrediten an Privatpersonen. Im zweiten Halbjahr 2022 ist der Immobilienfinanzierungsboom komplett eingebrochen.
Mit einem Volumen von rd. 1,2 Mrd. € im Juli 2024 wurde der beste Wert innerhalb der letzten 12 Monaten erreicht. Im August 2024 sank dieses wieder auf 1,0 Mrd. €. Zumindest lag das Volumen damit in den Monaten Juni bis August 2024 wieder über 1 Mrd. €. Aber bereits von Juli auf August 2024 ging das Volumen um 11 % zurück. Im September 2024 erfolgte ein erneuter Rückgang um 12 % auf einen Wert von nur noch 910 Mio. €.
Ein absoluter Tiefpunkt in den letzten 12 Monaten mit 680 Mio. € wurde im Dezember 2023 erreicht. Dies war das niedrigste Volumen seit Februar 2012. Die leichte Erholung in den letzten Monaten gegenüber dem Vorjahr schwächt sich schon wieder ab. Von Januar bis September 2024 liegt das Gesamtvolumen jetzt nur noch um 2,8 % höher im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Im Vergleich Gesamtjahr 2022 mit 2023 ist die Neukreditvergabe für private Wohnbauzwecke um 55 % zurückgegangen. Auch im 1. Halbjahr 2024 ist das Volumen im Vergleich zum 1. Halbjahr 2023 in einem Ausmaß von -5,5 % erneut gesunken. Der schlechteste Monatswert im ersten Halbjahr 2024 lag im Januar bei 684 Mio. €. In den Folgemonaten war das Volumen zunächst jeden Monat wieder leicht angestiegen. Das Konjunkturpaket für den Wohnbau 2024 scheint die Höhe der Kreditvergaben für den privaten Wohnbau seit dem Sommer 2024 etwas zu stützen.
Nach einem Jahr 2023 und ersten Halbjahr 2024 auf enorm niedrigen Niveau stellt sich bislang im Verlauf der zweiten Jahreshälfte 2024 noch keine deutliche Verbesserung ein. Langsam setzt sich aber zumindest wieder die Erkenntnis durch, dass für einen Wohnbaukredit auch wieder Zinsen bezahlt werden müssen. Zudem dürften die Leitzinsen weiter sinken und sich daher die aktuelle Zurückhaltung langsam abschwächen. Prognostizierte Leitzinssenkungen einiger Experten für das zweite Halbjahr 2024 und erste Halbjahr 2025 sowie das Wohn- und Baupaket 2024 könnten dann die entsprechende leichte Dynamik nach oben auslösen.
Seit 01. August 2022 gelten strengere Bedingungen für die Vergabe von Wohnkrediten, welche von der FMA erlassen wurden (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung): Kreditnehmer sollen jetzt mindestens 20 % an Eigenmitteln für eine neue Wohnbaufinanzierung aufbringen und die maximale Kreditlaufzeit soll auf 35 Jahre beschränkt sein. „Bekomme ich überhaupt noch einen Wohnbaukredit?“, könnte dann Ihre Frage lauten. Für Sie als Kreditkunden bedeutet das auf alle Fälle weniger Spielraum bei der finanzierten Summe – und gegebenenfalls können Sie sich jetzt nur einen etwas kleineren Wohntraum erfüllen.
Die neuen Regeln der Finanzmarktaufsicht (FMA) und die immer noch höheren Leitzinsen bremsen Wohnbaufinanzierungen derzeit noch aus. Mit der Wohn- und Bauoffensive 2024 erfolgt nun der Versuch, wieder mehr Menschen ins Eigenheim zu bringen. Für Sie als Kreditkunde ist es wichtig, dass Sie ein Experte unterstützt, welcher stets den aktuellen Überblick über die unterschiedlichen Kreditvergabekriterienund Fördermöglichkeiten hat. Mit welcher monatlichen Rate Sie für eine Wohnbaufinanzierung rechnen müssen, erfahren Sie mit dem nachfolgenden Kreditrechner. In unseren Ratgebern lesen Sie weitere hilfreiche Informationen.
Ob Kreditarten, Laufzeit oder Wohnbauförderung: In unseren Ratgebern finden Sie hilfreiche Informationen rund um die Finanzierung einer Immobilie.
Datenquelle: Österreichische Nationalbank
Bildquellen: Infina Grafik
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Meine Kreditkompetenz habe ich 1995 durch die Leitung des Gewerbekunden-Centers bei der Creditanstalt AG und seit 1997 als Baufinanzierungs-Spezialist bei der CA Baufinanzierungs-Beratung GmbH aufgebaut. Im Jahr 2002 wurde ich Gesellschafter bei der Infina und ab November 2004 in die Geschäftsführung berufen. Meine Zuständigkeit ist seither die Leitung unseres Vertriebes und der Banken-Kooperationen. Ich beschäftige mich tagtäglich mit den Entwicklungen am österreichischen Kredit- und Immobilienmarkt, um unsere gesamte Vertriebsorganisation stets über die besten Produkte und aktuellen Zinssätze für die Kundenberatungen auf dem Laufenden zu halten.