Wer in den letzten Jahren die Statistik der Immobilienpreise verfolgte, konnte enorme Steigerungen beobachten. Besonders in der Bundes- und einigen Landeshauptstädten wie Wien, Salzburg und Innsbruck haben sich die Wohnungen stark verteuert. Erfahren Sie hier, wie sich die Immobilienpreise seit 2000 entwickelt haben und was dies für die nächsten Jahre bedeutet.
Wenn Sie darüber nachdenken, eine Wohnimmobilie zu kaufen, spielen die Immobilienpreise in Österreich natürlich eine große Rolle. Je höher diese steigen, desto schwieriger wird naturgemäß die Finanzierung von Eigentum. Darüber hinaus können steigende Immobilienpreise aber gerade der Anstoß sein, sich eine Wohnung oder ein Haus anzuschaffen: Denn oft werden hohe Kaufpreise über die Entwicklung der Mietpreise weitergegeben. Mit einer eigenen Immobilie können Sie sich gegen steigende Mieten absichern.
So viel ist klar: Als Eigentümer oder Anleger einer Immobilie in Österreich konnten Sie in den vergangenen 20 Jahren hohe Wertsteigerungen erzielen. Der Wohnimmobilienpreisindex im Jahr 2023 beträgt 269,9 und ist damit etwa 2,7-mal so hoch wie im Basisjahr 2000. Der Chart der Immobilienpreise zeigt den genauen Verlauf.
In den Anfangsjahren der 2000er blieben die Preise jedoch zunächst einmal konstant. 2004 lag das Preisniveau sogar knapp unter demjenigen von 2000. In den darauffolgenden Jahren 2005 bis 2007 kam es dann zu Nachholeffekten, wobei die Wertzuwächse zwischen 4,1 bis 5 % betrugen.
Nach der Finanzmarktkrise im Jahr 2008 stiegen die Preise für Wohnimmobilien in einer Bandbreite von mindestens 3,5 %, mit Spitzenwerten von bis zu 12,4 %. Grund für die zum Teil starken Preisanstiege waren unter anderem Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB).
Diese erleichterten die Finanzierung von Wohneigentum, sodass die Nachfrage nach Immobilien stieg. In den Jahren 2009 bis 2020 nahmen die Immobilienpreise im Wohnbereich um durchschnittliche 5,7 % zu. In den Jahren 2021 und 2022 waren dann mit einer Steigerung von jeweils über 11 % weitere Preissprünge zu beobachten. Niedrige Kreditzinsen ermöglichten den Immobilienkauf in Österreich trotz weiter steigender Immobilienpreise.
Die Österreichische Nationalbank liefert zudem eine quartalsweise Statistik der Immobilienpreise. Hier wird deutlich, dass die Preise im Durchschnitt in Österreich in den letzten vier Quartalen etwas zurückgingen. Bei detaillierter Analyse zeigt sich, dass dies auf einen Rückgang der Immobilienpreise in Wien in den letzten vier Quartalen zurückzuführen ist. Eine Auswertung Österreich ohne Wien zeigt, dass im vierten Quartal 2023 und dritten Quartal 2024 die Preise auf gleicher Höhe liegen.
Während die Preise gebrauchter Eigentumswohnungen noch bis zum dritten Quartal 2024 abbröckelten, haben sich die Einfamilienhauspreise außerhalb Wiens bereits stabilisiert. Ihr Tief wurde im ersten Quartal 2024 erreicht, ehe es seither wieder minimal aufwärts ging. Somit ist das Preisniveau für Einfamilienhäuser am Land und im Speckgürtel von (Groß-)Städten wieder in etwa da angelangt, wo es bereits vor 1 bis 1 ½ Jahren war. Auf Jahressicht war nämlich die Preisveränderung mit -0,2 % minimal. Mehr staatliche Förderungen, höhere Einkommen und sinkende Zinsen machen Einfamilienhäuser wieder leistbarer.
Trotz bis zu 75 % Förderungen bei thermischen Sanierungen stehen die Preise für energieineffiziente alte Wohngebäude noch etwas unter Druck. Dies hängt mit einer neuen EU-Richtlinie (EPBD) zusammen, die auf mögliche Sanierungspflichten auf nationaler Ebene hinauslaufen könnte. Dieser Unsicherheitsfaktor führt derzeit zur negativ abweichenden Preisentwicklung gegenüber Erstbezugswohnungen, deren Preise relativ stabil bleiben. In Wien waren beispielsweise die Preise für gebrauchte Wohnungen seit ihrem Hoch im dritten Quartal 2022 bis zum dritten Quartal 2024 um 10,7 % rückläufig.
Aufgrund höherer Preise für Baugründe, Baumaterialien und inflationsbedingt steigender Lohnkosten am Bau führten steigende Baukosten zu einem weiteren Preisanstieg bei neuen Wohnungen. Vom dritten Quartal 2022 bis dritten Quartal 2024 war das außerhalb Wiens ein Anstieg um 4,6 % und in Wien hielt sich der Rückgang mit -0,6 % in engen Grenzen.
Wenn Sie noch kein Wohneigentum besitzen, sondern erst über den Kauf nachdenken – dann interessiert Sie wahrscheinlich vor allem die Frage: Wie lange hält der aktuell leichte Preisrückgang an? Soll ich lieber jetzt kaufen, bevor es dann vielleicht schon wieder teurer wird – oder erst einmal abwarten?
Seit dem Sommer 2022 ist die Nachfragesituation in vielen Regionen gesplittet. Wie bereits erwähnt steht eine hohe Preisstabilität bei Erstbezugswohnungen einem leichten Preisdruck bei gebrauchten Wohnungen gegenüber, der bis dato anhält: Im dritten Quartal 2024 waren die Preise gebrauchter Wohnungen in Wien und außerhalb Wiens um je 4,1 bzw. 3,4 % rückläufig. Doch auch hier naht in absehbarer Zeit – infolge der bereits rückläufigen Kreditzinsen – eine Stabilisierung der Preise.
Die langfristige Statistik von Immobilienpreisen lässt sich jedoch nur schwer voraussagen. Zu vielfältig sind die Einflussfaktoren: Mit am wichtigsten ist hier der Leitzins-Verlauf, den die Europäischen Zentralbank (EZB) steuert. Eine Absenkung der Zinsen würde die Nachfrage nach Immobilien – und in Folge wohl die Preise – wieder beflügeln.
Eine Studie vom ifo Institut (EES Report) aus dem zweiten Quartal 2023 prognostiziert für die kommenden 10 Jahre einen nominellen Anstieg der Immobilienpreise in Österreich von jährlich 6,9 %. Doch vieles hängt von der zukünftigen Wirtschaftspolitik und der Kaufkraftentwicklung ab. Führt die aktuelle Rezession der Industrie und die steigende Anzahl der Pleiten zu einer strukturell höheren Arbeitslosigkeit? Kommt es zu Vermögenssteuern und/oder neuen Mietpreisregularien? Wie sieht es hinsichtlich zukünftiger energetischer Sanierungspflichten aus? Wohin gehen die Leitzinsen? Es sind viele Fragen offen, weshalb auf einen längeren Zeitraum eine seriöse Prognose nicht möglich ist. Nach einem längeren Zeitraum überdurchschnittlicher Anstiege ist – statistisch betrachtet – eine ruhigere Phase mit nur moderat bis kaum steigenden Preisen durchaus ein plausibles Szenario.
Ob Lage, Baumängel oder Besichtigung: Mit unseren Ratgebern erhalten Sie einen guten Überblick zum Thema Immobilien.
Datenquelle: Oesterreichische Nationalbank
Bildquellen: Infina Grafik
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Meine gesamte berufliche Laufbahn habe ich im Kreditbereich verbracht. Zunächst im Sparkassen- sowie im Großbankensektor in Deutschland. Nach Leitung der Business-Unit Kreditstrategie- und Organisation in einem großen Beratungsunternehmen war ich als Geschäftsführer einer Kreditfabrik tätig. Im Anschluss daran wurde ich als Vorstand in einem Softwareunternehmen für künstliche Intelligenz im Bankenbereich berufen und habe 2019 in die Geschäftsführung von Infina gewechselt. Die ständige Recherche, strukturierte Aufbereitung sowie verständliche Veröffentlichung von allen Fragestellungen rund um das Kreditgeschäft gehören zu den wesentlichen Schwerpunktsetzungen meiner Funktion.