Mit „Geldmenge“ bezeichnet man den Geldbestand eines Wirtschaftsraums – jeweils gruppiert in verschiedene Stufen der Liquidität. Sind Sie Inhaber einer privaten Wohnbaufinanzierung in Österreich, dann ist die Entwicklung der Geldmenge im Euroraum entscheidend: Kreditbedingungen sowie auch Zinsen stehen damit in engem Zusammenhang. Erfahren Sie hier, wie sich die Geldmenge aktuell entwickelt und welche Schlussfolgerungen sich für private Kreditkunden ergeben.
Zum 31.10.2024 betrug die Geldmenge M3 im Euroraum 16,6 Billionen Euro. Damit ist die Geldmenge M3 nahezu unverändert (+0,2 %) gegenüber September 2024.
Die Steigerung der EZB-Geldmenge M3 hängt mit der Inflation zusammen. Sie können also an der Entwicklung der Geldmenge abschätzen, ob eher eine inflationäre Phase vorherrscht – die wiederum mit großzügiger Vergabe von Krediten einhergeht – oder eine disinflationäre Phase mit tendenziell strengeren Kreditvergabe-Richtlinien der Banken und Bausparkassen. Lesen Sie mehr dazu: aktuelle Statistik der Inflation. Zudem haben Geldmenge und Inflation auch Einfluss auf den Leitzins-Verlauf. Bei hohen Inflationsraten kann es sein, dass die Europäische Zentralbank mit restriktiver Geldpolitik reagiert. Dadurch steigt der EZB-Leitzins und infolge auch die Kreditzinsen für Private.
Seit der Euro-Einführung 1999 hat sich die Geldmenge mehr als verdreifacht. Lag diese Ende 1999 noch bei 4,7 Billionen €, so stieg sie bis Ende 2022 auf 16,1 Billionen € an. Dabei gab es unterschiedliche Wachstumsphasen: In den frühen 2000er-Jahren war das Wachstum moderat hoch und die Geldmenge stieg bis Anfang 2008 jedes Jahr um rund 8 % an. Infolge der Finanzmarktkrise 2008 und der Corona-Krise kam es dann jeweils zu einem besonders schwachen bzw. starken Anstieg.
Nach der Finanzmarktkrise 2008 wurden die Richtlinien für die Kreditvergabe strenger und dementsprechend brachten Banken auch weniger Geld in den Umlauf. Das Wachstum der Geldmenge M3 stagnierte – die Geldmenge war 2009 und 2010 sogar leicht rückläufig. Erst ab dem Jahr 2014 war wieder ein stärkerer Anstieg zu verzeichnen. Bis 2019 bewegte sich das Wachstum pro Jahr dann bei 4 bis 5 %.
Der Ausbruch der Corona-Pandemie führte zu einer starken Änderung der Geldpolitik der EZB. Diese unterstützte die Kreditvergabe stark, um die wirtschaftlichen Folgen der Krise abzufedern. Die Geldmenge M3 verzeichnete daher von Anfang 2020 bis Mitte 2021 ein Wachstum mit doppelter Geschwindigkeit im Vergleich zu den Vorjahren. Allerdings sollten Sie im Hinterkopf behalten: Das jüngste M3-Wachstum diente der Krisenintervention und ist von der EZB nur als temporäre Maßnahme angedacht. Sollte diese sich zu einer Schrumpfung der EZB-Bilanzsumme entscheiden und angekaufte Unternehmensanleihen wieder verkaufen, dann ist eine Absenkung der Geldmenge zu erwarten.
Betrachtet man die kurzfristige Entwicklung der Geldmenge M3 in den vergangenen 12 Monaten, dann zeigt sich: Nach vielen Jahren, in welchen die Geldmenge deutlich zugenommen hat, steuert die EZB derzeit über andere Instrumente die Geldpolitik im Euro-Währungsgebiet. In den letzten 12 Monaten bewegte sich die Geldmenge M3 seitwärts in einem engen Korridor zwischen 16,0 und 16,6 Billionen Euro.
Die Entwicklung in den Jahren 2023 und 2024 deutet darauf hin, dass die EZB den Wachstumskurs beendet hat. Voraussichtlich möchte die Zentralbank allmählich zu einer restriktiveren Geldpolitik übergehen. Aufgrund der aktuellen Kreditzinsen, welche aufgrund der Entwicklung der Leitzinsen deutlich gestiegen sind, ist die EZB mit einer Verknappung der Geldmenge noch vorsichtig.
Für Sie als privaten Kreditkunden bedeutet dies: Je stärker sich zukünftig die Geldmenge M3 reduziert, desto höher ist Ihr Risiko, dass Kreditinstitute wieder strengere Kreditvergabe-Richtlinien einführen und Sie ggf. für Ihre Wohnbaufinanzierung eine Absage erhalten.
In 20 Ländern des Euroraums können Sie mit dem Euro bezahlen. Hinzukommen viele Überseegebiete (z. B. Französisch-Guayana) sowie weitere Länder, welche im Einvernehmen mit der EU den Euro als ihre nationale Währung verwenden (z. B. Andorra). Insofern entfällt auch immer ein bestimmter Anteil, der österreichische Beitrag zu den Euro-Geldmengen M3, der gesamtem Geldmenge auf Österreich.
Die Ukraine-Krise und ihre wirtschaftlichen Folgen dauern auch 2023 und 2024 an und wirken sich ebenfalls auf die Geldpolitik der EZB aus. Die EZB hatte im Bereich Leitzins mit vier Erhöhungen im Jahr 2022 und sechs Leitzinserhöhungen im Februar, März, Mai, Juni, Juli und September 2023 die Zinswende deutlich vollzogen. Nach Monaten eines dann zunächst unveränderten Leitzinsen erfolgten im Juni, September und Oktober 2024 dann drei Leitzinssenkungen. Eine Rückkehr zu einem restriktiveren Kurs bei der Geldmenge ist derzeit aber noch nicht eingeleitet.
Für die private Vergabe von Wohnbaukrediten heißt das: Explizit im variablen Bereich sind die Zinsen aktuell immer noch auf einem höheren Niveau. Aufgrund der inversen Zinskurve können Sie einen Immobilienkauf oder Hausbau mit einigermaßen moderaten Fixzinssätzen und langer Kreditlaufzeit finanzieren, da diese derzeit für Neufinanzierungen günstiger als variable Zinsen sind.
Die Entwicklung der Geldmenge im Euroraum gibt Hinweise darauf, welchen Kurs die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer Geldpolitik fährt. Infolge der Corona-Krise veranlasste die EZB eine starke Ausweitung der Geldmenge M3, um den Wirtschaftseinbruch abzufedern. Es gibt jedoch deutliche Anzeichen dafür, dass die EZB dieses – vorübergehend starke Geldmengenwachstum – zumindest wieder moderat rückführen möchte. Dies könnte für Kreditkunden zu noch strengeren Richtlinien bei der Kreditvergabe führen.
Ob Sollzinsen, Fixzinsen oder variable Zinsen: Unsere Ratgeber liefern Ihnen die Erklärungen zu allen Fragen rund um das Thema Zinsen.
Datenquelle: Oesterreichische Nationalbank
Bildquellen: Infina Grafik
Rechtshinweise zu unseren Ratgebern finden Sie in unserer Verbraucherschutzinformation.
Meine Expertise im Bereich der Organisation und Ausbildung habe ich als Verwaltungsleiterin einer großen Genossenschaft in Südtirol erworben. Die Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Unternehmen war für mich die beste Schule des Lebens. Seit 2013 leite ich das Finanzierungsservice der Infina. Mein hohes Qualitätsverständnis führte zur Gründung der Infina Academy, da es mein Anspruch ist, dass unsere Wohnbau-Finanz-Experten dazu befähigt sind, die beste Finanzierungsberatung in ganz Österreich anzubieten. Zudem ist mir wichtig, unsere Kunden über die aktuelle Zinsentwicklung zu informieren. Für mich persönlich sind Ehrlichkeit und die Bereitschaft für den Kunden alles zu tun das höchste Gebot.