Zinsabsicherung: Wann ist sie sinnvoll und welche Arten gibt es?

Zinsabsicherung
Autor: Hagen Luckert
Kategorie: Zinsen
Datum: 14.06.2024

Haben Sie für die Finanzierung Ihrer Immobilie einen Kredit mit variablen Zinsen aufgenommen, so besteht immer ein Zinsänderungsrisiko. Im Falle von Zinsschwankungen können die Zinsen und somit auch die Rückzahlungsraten steigen. Das kann bei einem größeren Zinsanstieg zu enormen monatlichen Belastungen führen. Auch bei einer bestehenden Finanzierung mit Fixzinsvereinbarung, welche in näherer Zukunft ausläuft, besteht eine Unsicherheit. Diesem Risiko können Sie mit einer Zinsabsicherung entgegenwirken. Was diese genau ist, wann sie sich lohnt und welche verschiedenen Varianten es von ihr gibt, erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Zinsänderungsrisiko – was ist das?

Eine Zinsabsicherung hat die Funktion Sie gegen Zinsschwankungen bei Krediten mit variablen Zinsen zu schützen. Hierbei gibt es verschiedene Instrumente, die eine Gemeinsamkeit haben: Dem Kreditnehmer die Sicherheit geben, sich sein Darlehen langfristig leisten und seine damit verbundenen monatlichen Belastungen besser einschätzen zu können.

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Das Wichtigste im Überblick

  • Eine Zinsabsicherung bietet Schutz gegen das Zinsänderungsrisiko bei Krediten mit variablen Zinsen.
  • Eine Absicherung lohnt sich, wenn mit hohen Zinsschwankungen oder steigenden Zinsen gerechnet wird.
  • Das aktuelle Zinsniveau ermöglicht eine langfristige Zinsabsicherung einer Wohnbaufinanzierung zu immer noch attraktiven Bedingungen, da diese derzeit noch günstiger sind als für eine variable Verzinsung.    
  • Verschiedene Arten:  Fixzinsbindung, Zinscap und Zinsfloor, Forward Darlehen, Zinsswap, Bandbreitenkredit und Zinskorridor. 

Warum brauche ich eine Zinsabsicherung?

Die Auf- und Abwärtsbewegungen der Zinsen stellen ein schwer kalkulierbares Risiko dar. Eine Absicherung gegen unerwartete Zinsentwicklungen ist für Ihre Finanzierung daher entscheidend.

Ein Beispiel:
Sie haben im Jahr 2021 einen Kredit über 200.000 Euro mit variabler Verzinsung zu einem Zinssatz von 1,5 % mit einer Laufzeit von 20 Jahren aufgenommen. Angenommen die Zinsen sind im aktuellen Jahr plötzlich auf 5,00 % gestiegen, dann steigt Ihre monatliche Belastung dementsprechend auch. Dies sind dann Zusatzkosten, welche Sie vorher bestimmt nicht eingeplant haben. Sichern Sie sich also nicht gegen das Zinsänderungsrisiko ab, kann das innerhalb der 20 Jahre Kreditlaufzeit unter Umständen sehr teuer werden.

Wann es sich lohnt, die Zinsen abzusichern

Zinsabsicherungen sind mit Kosten verbunden. Wie hoch diese ausfallen, hängt von den aktuellen Zinsentwicklungen ab. Wenn Sie und der Markt mit sinkenden Zinsen rechnen, werden Sie weniger den Drang verspüren, die Zinsen abzusichern. In diesem Marktumfeld ist der Preis hierfür aber auch entsprechend niedrig. Die Absicherung wird hingegen teuer, wenn stark mit Zinserhöhungen gerechnet wird. Spätestens dann sollten Sie aber ernsthaft darüber nachdenken, sich gegen das Zinsänderungsrisiko abzusichern! Darüber hinaus sollten Sie als Kreditnehmer stets abwägen, welches Risiko Sie bereit sind, einzugehen und sich von einem Wohnbau-Finanz-Experten die Kosten für die Zinsabsicherung Ihres Kredits ausrechnen lassen.  


Schneller Inflationsrückgang: Was bedeutet das für die Zinsabsicherung?

Im Euroraum ist seit ihrem Hoch von 10,6 % im Oktober 2022 bis Dezember 2023 die Inflationsrate auf 2,9 % zurückgegangen (November 2023: 2,4 %). Dieser rasche Inflationsrückgang ist auf stark rückläufige Energiepreise infolge von zuletzt fallenden Erdgas- und Erdölpreisen sowie Tarifsenkungen von Stromversorgern zurückzuführen. Aber auch die Preise von Industriegütern ex Energie können von den Herstellern nicht mehr so stark erhöht werden, wie diese gerne hätten. Der Hintergrund: Die Privatwirtschaft im Euroraum, insbesondere der Industriesektor, befinden sich in einer Kontraktionsphase und das BIP-Wachstum liegt im ersten Quartal 2024 bei nur 0,3 %. Die EZB hatte schon avisiert, dass aktuell die Zinsen ausreichend hoch sind und mögliche Zinssenkungen von der zukünftigen erwarteten Datenlage abhängen. Im Juni 2024 hat die EZB dann vor dem Hintergrund der doch deutlich gefallenen Inflationsrate eine erste Leitzinssenkung um 0,25 % vorgenommen. Im weiteren Jahresverlauf 2024 halten die meisten Volkswirte noch ein bis zwei Leitzinssenkungen um insgesamt 0,50 Prozentpunkte für machbar.

Die Folge aktueller Erwartungen: Zinsabsicherungen – egal ob via Zinscaps oder langjährige Fixzinsbindungen – wurden günstiger. Seit dem Hoch im Oktober 2023 hat sich bis 12. Juni 2024 der 20-Jahres-Euro-Swapsatz um rund 70 Basispunkte auf unter 2,72 % verbilligt. Der 3-Monats-Euribor – wichtiger Referenzzins variabel verzinster Kredite – war indessen gegenüber dem Hoch bei ca. 4 % nur auf 3,74 % rückläufig, woraus eine stark inverse Zinskurve resultiert. Da normalerweise die Zinsen umso höher sind, je länger die Laufzeiten sind, ist dies nur eine temporäre Marktanomalie, die beispielsweise günstige Umschuldungsmöglichkeiten von variabel verzinsten Krediten mit aktueller Verzinsung von ca. 4,75 bis 6,25 % in Fixzinskredite zu 3,25 bis 4,75 % p.a. (nominaler Zinssatz, Stand 14.06.2024) bietet. Im weiteren Verlauf – vor allem im Falle einer hartnäckiger als erwarteten Inflation – könnten am langen Ende die Zinsen wieder rasch ansteigen und neue Fixzinsabschlüsse verteuern. Hingegen Zinscaps auf 3-Monats-Euribor-Basis sollten im Einklang mit Leitzinssenkungen bis Dezember 2024 tendenziell günstiger werden.


Verschiedene Formen der Zinsabsicherung

Es gibt verschiedene Varianten, um sich gegen das Zinsänderungsrisiko abzusichern. Wie sind diese unterschiedlichen Lösungen jeweils aufgebaut und welche Vor- und Nachteile haben diese? Nachfolgend können Sie sich einen ersten Überblick verschaffen, welches Modell für Sie infrage kommen kann, wenn Sie Ihre Zinsen absichern möchten.

Fixzinsbindungen

Die einfachste und gleichzeitig sicherste Variante ist die Vereinbarung eines Fixzinssatzes mit der kreditgebenden Bank. Dabei wird im Kreditvertrag festgehalten, dass sich der Kreditzinssatz in der vereinbarten Periode nicht verändern wird. Die üblichen Fixzinsperioden betragen zwischen 5 und 40 Jahren. In Ausnahmefällen bieten Kreditinstitute auch darüber hinaus gehende Vereinbarungen an.

Fixzinsbindungen sind also eine Möglichkeit für eine festgelegte Laufzeit von variablen auf fixe Zinsen umzusteigen. Werden in naher Zukunft Zinssteigerungen erwartet, kann eine Fixzinsbindung die richtige Wahl zur Absicherung gegen steigende Zinsen sein. Die Höhe des Fixzinses richtet sich dabei nach der Bindungsdauer.

VorteileNachteile
Über die Bindungsdauer können Sie die zu bezahlenden Zinsen und somit die monatlichen Raten genau kalkulieren.Sie müssen häufig, aber nicht immer, von Anfang an einen höheren Zinssatz als bei der variabel verzinsten Variante zahlen.
Sie wissen konkret wie hoch der Restbetrag des Kredits nach der Fixzinsbindungsdauer ist und können sich darauf vorbereiten.Innerhalb von 12 Monaten können Sie nur bis zu 10.000 Euro ohne Pönale im Rahmen von Sondertilgungen tilgen (Vertragsabschluss nach dem 10. Juni 2010).
Informieren Sie sich über die Details zum Thema Vorfälligkeitsentschädigung und Sondertilgungen.

 

Wenn die monatliche Rate zur Belastung wird

Die Zinsen für Ihre variable Finanzierung sind deutlich gestiegen und Sie haben zunehmend Probleme sich Ihre Kreditrate noch zu leisten? Mit dem Kredit Entlastungsrechner von Infina können Sie sich anzeigen lassen, wie hoch Ihre monatliche Rate konkret bei weiteren Anstiegen des Leitzinses sein wird.

Weiterhin können Sie sehen, welchen Betrag Sie monatlich weniger bezahlen, wenn Sie auf eine neue maximale Laufzeit von 35 Jahren bei gleichzeitiger Absicherung mit einem Fixzinssatz auf 20 Jahre umstellen.

Zum Kredit Entlastungsrechner

Zinsabsicherung durch Caps und Floors

Bei Zinscaps und Zinsfloors werden gegen Zahlung einer Prämie eine Zinsober- bzw. -untergrenze über eine bestimmte Laufzeit garantiert. Für den Kreditnehmer sind Zinscaps interessant, da er eine Ausgleichzahlung erhält, wenn der variable Zins die vereinbarte Zinsobergrenze übersteigt. Zinsfloors sind sinnvoll bei variabel verzinsten Vermögensanlagen. Der Anleger erhält Ausgleichszahlungen, wenn der Zins die vereinbarte Zinsuntergrenze unterschreitet.

Somit funktioniert ein Zinscap wie eine Versicherung gegen steigende Zinsen, und ein Zinsfloor wie eine Versicherung gegen sinkende Zinsen. Bleibt der Marktzinssatz zunächst gleich und wird erst später eine Zinsänderung erwartet, können ein Zinscap bzw. -floor sinnvoll sein.

VorteileNachteile
Kreditnehmer können mit einem Zinscap weiterhin von Zinssenkungen und Anleger können mit einem Zinsfloor weiterhin von steigenden Zinsen profitieren.

Die Kosten für die Prämie für Zinscap und Zinsfloor sind relativ hoch.
Mit Caps und Floors haben Sie die Möglichkeit sich bedarfsgerecht gegen steigende bzw. sinkende Zinsen abzusichern.Bleiben die Zinsen unter (beim Cap) bzw. über (beim Floor) dem abgesicherten Niveau, erhalten Sie während der Laufzeit keine Gegenleistung. Die Prämie haben Sie trotzdem bezahlt.
Die Zinsober- bzw. -untergrenze sowie die Laufzeit der Absicherung kann individuell ausgehandelt werden.Die Prämie wird sofort nach Abschluss des Caps oder Floors fällig.
Bei Über-/Unterschreitung der Zinsober- bzw. -untergrenze erhalten Sie von der Bank Ausgleichszahlungen.Je länger der Absicherungszeitraum und je geringer der Abstand des aktuellen Zinssatzes zum Absicherungszinssatz ist, desto teurer ist ein Zinscap.

 

Forward Darlehen

Diese Darlehensform wird in Österreich selten angeboten und ist primär in Deutschland vertreten, da die Regelungen zur vorzeitigen Ablösung in beiden Ländern deutliche Unterschiede aufweisen. Ein Forward-Darlehen kommt infrage, wenn Sie erneut Fixzinsen für die Anschlussfinanzierung nach der aktuellen Fixzinsbindung reservieren möchten. Für diese Planungssicherheit werden im Gegenzug „Reservierungskosten“ von der Bank verlangt. Werden bald steigende Zinsen erwartet, wäre dies eine mögliche Variante der Zinsabsicherung.

VorteileNachteile
Sie erhalten Planungssicherheit, da die zukünftigen Zinssätze bekannt und kalkulierbar sind.Es gibt hohe Aufschläge bei Reservierungen auf mehr als drei Jahren im Voraus.

Sie ersparen sich die Kosten eines Umschuldungskredits.

Tipp: Ein Wohnbau-Finanz-Experte kann Ihnen jederzeit die beiden Optionen und damit verbundenen Kosten gegenüberstellen.

In Österreich ist diese Lösung nicht üblich und wird in der Praxis von Banken in der Regel nicht angeboten.

 

Swaps: Zinsabsicherung durch Derivate

Ein Zinsswap ist ein derivates Finanzinstrument. Dabei vereinbaren zwei Vertragspartner (hier: Kreditnehmer und Bank) einen Austausch unterschiedlicher Zinszahlungen während eines fixierten Zeitraums. Bei einem Fixzinsswap werden also variable Zinsen gegen fixe Zinsen getauscht und damit das Zinsänderungsrisiko ausgeschlossen. In der Praxis wird ein Saldierungsverfahren (sogenanntes „Netting“) angewendet. Es werden nicht die kompletten Zinszahlungen getauscht, sondern nur die Differenz zwischen den beiden Zinszahlungen ausgeglichen. Wie bei einem Fixzinskredit sind die zukünftigen Zinszahlungen bekannt und schaffen eine sichere Kalkulationsgrundlage.

VorteileNachteile
Sie haben kein Zinsänderungsrisiko mehr.Als Kreditnehmer sind Sie zwar gegen steigende Zinsen abgesichert gleichzeitig verzichten Sie aber auch auf die Möglichkeit, von fallenden Zinsen zu profitieren.
Sie erhalten Planungssicherheit, da die zukünftigen Zinssätze bekannt und kalkulierbar sind.Bei gleichbleibenden Zinsen sind Sie mit dem Abschluss eines Zinsswaps im Regelfall schlechter gestellt insoweit, als für das Tauschgeschäft Kosten anfallen oder eingepreist sind.
Es entsteht kein Eingriff in bestehende Finanzierungsverträge.Zinsswaps werden weniger in der klassischen Wohnbaufinanzierung eingesetzt, als vielmehr bei größeren Kreditvolumen (oder wenn mehrere Währungen im Tauschgeschäft zu integrieren sind).

 


Spezialfall: Zinssicherung beim Bauspardarlehen

Eine weitere Variante der Zinsabsicherung ist das Bandbreitendarlehen. Bausparkassen in Österreich vereinbaren in ihren Bauspardarlehensverträgen die feste Zinsobergrenze (Cap) von 6 %. Wenn zusätzlich eine Zinsuntergrenze (Floor) von beispielsweise 1,25 % festgelegt wird, spricht man von einem Zinskorridor. Der Zweck ist hierbei eine Absicherung gegen extreme Szenarien am Zinsmarkt.

Der Zinskorridor bietet also den Vorteil, gegen extreme Hochzinsszenarien abgesichert zu sein und in einem gewissen Rahmen von niedrigen Zinsen zu profitieren. Mit einer Zinsuntergrenze kann jedoch nicht grenzenlos an sinkenden Zinsen partizipiert werden.


Zinsabsicherung bei einer Umschuldung

Eine Umschuldung bietet die Chance einen bestehenden Kredit durch einen günstigeren Kredit mit besseren Konditionen zu ersetzen, sodass Sie in Summe weniger zurückzuzahlen haben. Oder Sie passen im Rahmen einer Umschuldung Ihre bestehende Finanzierung an eine veränderte Lebenssituation an (z. B. niedrigere monatlichen Kreditrate durch eine Verlängerung der Kreditlaufzeit). Im Zuge dessen sollten Sie überlegen, ob und wie Sie sich gegen ein Zinsänderungsrisiko absichern wollen.

In der aktuell dynamischen Zinsphase kann beispielsweise eine Umschuldung auf einen Fixzinskredit sinnvoll sein. Ein Fixzinssatz gibt Ihnen langfristig die Sicherheit, dass die Kreditraten gleich bleiben. Wenn die Zinsen langfristig wieder sinken, kann die bestehende Finanzierung bei Bedarf wieder angepasst und umgeschuldet werden.


Zinsabsicherung: bietet Schutz vor dem Zinsänderungsrisiko

Egal für welches Modell der Zinsabsicherung Sie sich am Ende entscheiden: In jedem Fall treffen Sie eine Entscheidung für mehr Sicherheit und damit auch für ein ruhigeres Gewissen. Mithilfe der vereinbarten Absicherungsvariante können Sie gewiss sein, dass Sie bei unveränderter Einkommenssituation Ihre Kreditzinsen in den nächsten Jahren bezahlen können.

Sie benötigen Hilfe bei der Frage, welche Lösung für Sie die passende ist und ob es sich aktuell lohnt seine Zinsen abzusichern? Gerne berät Sie der Infina Wohnbau-Finanz-Experte in Ihrer Nähe in einem persönlichen Gespräch.

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Über den Autor: Hagen Luckert
Position: Geschäftsführer

Meine gesamte berufliche Laufbahn habe ich im Kreditbereich verbracht. Zunächst im Sparkassen- sowie im Großbankensektor in Deutschland. Nach Leitung der Business-Unit Kreditstrategie- und Organisation in einem großen Beratungsunternehmen war ich als Geschäftsführer einer Kreditfabrik tätig. Im Anschluss daran wurde ich als Vorstand in einem Softwareunternehmen für künstliche Intelligenz im Bankenbereich berufen und habe 2019 in die Geschäftsführung von Infina gewechselt. Die ständige Recherche, strukturierte Aufbereitung sowie verständliche Veröffentlichung von allen Fragestellungen rund um das Kreditgeschäft gehören zu den wesentlichen Schwerpunktsetzungen meiner Funktion.

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