Im Euroraum ist seit ihrem Hoch von 10,6 % im Oktober 2022 bis Dezember 2023 die Inflationsrate auf 2,9 % zurückgegangen (November 2023: 2,4 %). Dieser rasche Inflationsrückgang ist auf stark rückläufige Energiepreise infolge von zuletzt fallenden Erdgas- und Erdölpreisen sowie Tarifsenkungen von Stromversorgern zurückzuführen. Aber auch die Preise von Industriegütern ex Energie können von den Herstellern nicht mehr so stark erhöht werden, wie diese gerne hätten. Der Hintergrund: Die Privatwirtschaft im Euroraum, insbesondere der Industriesektor, befinden sich in einer Kontraktionsphase und das BIP-Wachstum liegt im ersten Quartal 2024 bei nur 0,3 %. Die EZB hatte schon avisiert, dass aktuell die Zinsen ausreichend hoch sind und mögliche Zinssenkungen von der zukünftigen erwarteten Datenlage abhängen. Im Juni 2024 hat die EZB dann vor dem Hintergrund der doch deutlich gefallenen Inflationsrate eine erste Leitzinssenkung um 0,25 % vorgenommen. Im weiteren Jahresverlauf 2024 halten die meisten Volkswirte noch ein bis zwei Leitzinssenkungen um insgesamt 0,50 Prozentpunkte für machbar.
Die Folge aktueller Erwartungen: Zinsabsicherungen – egal ob via Zinscaps oder langjährige Fixzinsbindungen – wurden günstiger. Seit dem Hoch im Oktober 2023 hat sich bis 12. Juni 2024 der 20-Jahres-Euro-Swapsatz um rund 70 Basispunkte auf unter 2,72 % verbilligt. Der 3-Monats-Euribor – wichtiger Referenzzins variabel verzinster Kredite – war indessen gegenüber dem Hoch bei ca. 4 % nur auf 3,74 % rückläufig, woraus eine stark inverse Zinskurve resultiert. Da normalerweise die Zinsen umso höher sind, je länger die Laufzeiten sind, ist dies nur eine temporäre Marktanomalie, die beispielsweise günstige Umschuldungsmöglichkeiten von variabel verzinsten Krediten mit aktueller Verzinsung von ca. 4,75 bis 6,25 % in Fixzinskredite zu 3,25 bis 4,75 % p.a. (nominaler Zinssatz, Stand 14.06.2024) bietet. Im weiteren Verlauf – vor allem im Falle einer hartnäckiger als erwarteten Inflation – könnten am langen Ende die Zinsen wieder rasch ansteigen und neue Fixzinsabschlüsse verteuern. Hingegen Zinscaps auf 3-Monats-Euribor-Basis sollten im Einklang mit Leitzinssenkungen bis Dezember 2024 tendenziell günstiger werden.