Am 30. Januar 2025 hat die Europäische Zentralbank (EZB) beschlossen, den Leitzins zum fünften Mal in Folge mit Wirkung zum 05. Februar 2025 um 0,25 % zu senken. Bereits im März 2024 hatte die EZB im Rahmen der Überarbeitung des geldpolitischen Handlungsrahmens zudem entschieden, den Abstand zwischen dem Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte und dem Zinssatz für Einlagefazilitäten von bisher 0,50 % um 0,35 % auf neu 0,15 % mit Wirkung zum 18. September 2024 zu reduzieren. In Summe bedeutet dies, dass der für das Kreditgeschäft maßgebliche Leitzins (Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte) aktuell bei 2,90 % liegt. Aber was bedeutet das eigentlich für Sie als Verbraucher und Kreditnehmer? In diesem Beitrag erfahren Sie die wichtigsten Fakten rund um den Leitzins: Was ist darunter eigentlich zu verstehen? Wie hoch sind die wichtigsten Leitzinssätze aktuell? Welche Folgen hat es, wenn diese Zinsen sinken oder steigen?
Was ist der Leitzins: eine kurze Definition (inkl. Video)
Der Leitzins ist jener Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld bei einer Zentralbank leihen bzw. es dort anlegen können. Die Zentralbank kann diesen Zinssatz nach eigenem Ermessen bestimmen. Über den Leitzins kann sie zum Beispiel die Wirtschaftslage, die Inflation und den Kurs der Währung beeinflussen. Deshalb ist die Höhe dieses Zinssatzes ein wichtiges geldpolitisches Mittel jeder Zentralbank. In der Eurozone ist die Europäische Zentralbank (EZB) für die Festlegung des Leitzinses zuständig.
Was ist der Leitzins: eine kurze Definition
Das Wichtigste im Überblick
Der Leitzins wird von der Zentralbank festgelegt. Geschäftsbanken können sich zu diesem Zinssatz Geld bei der Zentralbank leihen bzw. es dort anlegen.
Der aktuelle Leitzins der EZB (Hauptrefinanzierungssatz) liegt bei 2,90 Prozent (mit Gültigkeit ab 05. Februar 2025, davor 3,15 Prozent).
Der Leitzins ist ein wichtiges Instrument für eine Zentralbank: Sie kann damit Einfluss auf die Wirtschaftslage, die Inflation und den Kurs der Währung nehmen.
Niedrige Leitzinsen kurbeln tendenziell die Wirtschaft an, höhere Zinsen bremsen sie.
Der Leitzins wirkt sich auf andere Zinssätze aus: zum Beispiel den Interbanken-Zinssatz EURIBOR und darüber hinaus auch auf Kreditzinsen und Sparzinsen.
Wer einen Wohnkredit aufnehmen oder zurückzahlen will, profitiert von einem niedrigen Leitzinssatz. Für Inhaber von Sparkonten wirkt sich das dagegen negativ aus.
Wie wird der Leitzins festgelegt?
Jede Zentralbank (z. B. die Europäische Zentralbank oder die Fed in den USA) legt den Leitzins eigenmächtig fest, die Entscheidung wird von einem dafür zuständigen Gremium gefällt. Bei der EZB ist das etwa der EZB-Rat. In der Regel verfolgt die Zentralbank mit der Höhe des Leitzinses bestimmte Ziele wie wirtschaftlichen Aufschwung oder stabile Preise. Die Zinsänderungen werden an vorher festgelegten Terminen öffentlich verkündet.
Unter bestimmten Umständen kann es auch zu Zinsänderungen außerhalb der regulären Termine kommen: In 2025 (Stand 30.01.2025) war dies bislang nicht mehr Fall, aber am Beginn der Corona-Krise in den USA: Am 03.03.2020 verkündete die Fed eine außerplanmäßige Senkung des Leitzinses um 0,5 Prozentpunkte und am 15.03.2020 senkte sie den Leitzins erneut um einen weiteren Prozentpunkt. Damit reagierte sie auf wirtschaftliche Einbußen wegen des grassierenden Corona-Virus und versuchte, die Konjunktur wieder etwas anzukurbeln. Es waren sogenannte „Notfallszinssenkungen“.
Wann ist die nächste Zinsentscheidung? Termine der EZB 2025
Die nächsten Zinsentscheidungen der EZB werden an folgenden Terminen getroffen:
Der EZB-Rat tagt mehrere Male im Jahr, um Leitzinsentscheidungen zu treffen.
06. März 2025
17. April 2025
05. Juni 2025
24. Juli 2025
11. September 2025
30. Oktober 2025
18. Dezember 2025
Das sind die folgenden Termine 2025, an denen der EZB-Rat tagt, um die weitere Vorgehensweise in puncto Zinsen beschließen. Wenn Sie zeitnah auf Änderungen des Leitzinses reagieren wollen, dann lohnt es sich, die Veröffentlichungen der EZB im Auge zu behalten. Wer etwa Anlage- oder Kreditentscheidungen trifft, sollte diese möglichst nach diesen Terminen tun. Die aktuellen Termine können Sie übrigens auch direkt auf der Website der Europäischen Zentralbank erfahren.
Aktuelle Leitzinssätze
Wie hoch ist nun der aktuelle Leitzins der EZB? Ab dem 16. März 2016 befand sich der EZB-Leitzins lange Zeit bei genau 0,00 %. Damit war er historisch gesehen auf dem niedrigsten Niveau seit der Euro-Einführung im Jahr 1999. Doch mit Datum 21. Juli 2022 ist dies Geschichte.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über aktuelle Leitzinssätze einiger wichtiger Währungsräume:
Name der Zentralbank
Leitzinssatz (Stand 30.01.2025)
Europäische Zentralbank (EZB)
2,90 % (Hauptrefinanzierungsgeschäfte, Gültigkeit ab 05.02.2025, davor 3,15 %)
Federal Reserve (Fed) – USA
4,25 bis 4,50 %
Bank of England
4,75 %
Bank of Japan
0,50 %
Chinesische Volksbanken (LPR 1y)
3,10 %
Schweizerische Nationalbank
0,50 %
Die Europäische Zentralbank hat Ihren Sitz in Frankfurt am Main.
Im Januar 2025 hat die EZB eine weitere Leitzinssenkung entschieden, während die Vertreter der Fed entschieden, den Leitzins in den USA unverändert zu belassen. Die Bank of Japan erhöhte im Januar 2025 den Leitzins hingegen sogar.
Sehen wir uns den EZB-Leitzins nun etwas genauer an – denn genau genommen gibt es mehrere Leitzinssätze der Europäischen Zentralbank. Welche sind das und wie hat sich der Zinssatz in den letzten Jahren entwickelt?
Arten der EZB-Leitzinsen
Wenn von dem Leitzins der EZB gesprochen wird, dann war in der Vergangenheit jener Zinssatz gemeint, zu dem sich Geschäftsbanken Geld von der EZB leihen können. Im Fachjargon heißt dieser Zinssatz auch „Hauptrefinanzierungssatz“. Für Kreditnehmer ist dies auch weiterhin der relevante Leitzinssatz, da dies der relevante Zinssatz für die Refinanzierung der Kreditinstitute ist. Im Jahr 2024 hat der EZB-Rat bekannt gegeben, dass er seinen geldpolitischen Kurs über die Anpassung des Zinssatzes für die Einlagefazilitäten steuert. In Pressebeiträgen ist insofern darauf zu achten, von welchem Leitzins gesprochen wird. Nachfolgend sind die drei verschiedenen Leitzinsen der EZB beschrieben:
Deutsche Bezeichnung
Englische Bezeichnung
Erklärung
aktuell (Stand: 30.01.2025)
Einlagesatz oder Einlagenzins
deposit facility
Zinssatz, zu dem Geschäftsbanken ihr Geld bei der EZB anlegen können.
2,75 % (ab 05.02.2025)
Hauptrefinanzierungszinssatz
main refinancing operations
Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken von der EZB Geld leihen können.
2,90 % (ab 05.02.2025)
Spitzenrefinanzierungszinssatz
marginal lending facility
Zinssatz, zu dem die Geschäftsbanken kurzfristig („über Nacht“) Geld bei der EZB leihen können.
3,15 % (ab 05.02.2025)
Hier kam es in der Vergangenheit manchmal zu Verwirrung, wenn von „Negativzinsen“ die Rede war, aber gleichzeitig angegeben wurde, dass der EZB-Leitzins bei null liegt. Des Rätsels Lösung: Es handelt sich gar nicht um die gleichen Zinssätze. Mit den „Negativzinsen“ bezog man sich auf den Einlagesatz; mit dem „EZB-Leitzins“ meinte man in Bezug auf das Kreditgeschäft aber den Hauptrefinanzierungssatz. Streng genommen handelt es sich jedoch bei beiden um Leitzinsen.
Änderung Leitzinsen-Abstand
In einer Erklärung des EZB-Rats vom 13. März 2024 kündigte dieser eine Änderung am geldpolitischen Handlungsrahmen an. Am 18. September 2024 wurden diese kommunizierten Änderungen in Kraft gesetzt und damit der Zinsunterschied zwischen den Bändern Hauptrefinanzierungssatz und Einlagensatz von 0,5 % auf nunmehr 0,15 % verringert. Der Abstand zwischen dem Hauptrefinanzierungssatz und dem Spitzenrefinanzierungssatz soll weiterhin 0,25 % betragen. Bedingt durch diese technische Anpassung sank sowohl der Hauptrefinanzierungssatz als auch Spitzenrefinanzierungssatz am 18. September 2024 um jeweils insgesamt 0,60 % (technische Anpassung 0,35 % zuzüglich Zinssenkung um 0,25 %). Im Jahr 2026 sollen die wesentlichen Parameter des Handlungsrahmens erneut überprüft werden.
Wie hat sich der EZB-Leitzins ganz aktuell entwickelt?
Und was bedeutet das für den Zinssatz meiner Finanzierung?
Der Leitzinssatz hat erhebliche Auswirkungen: auf Finanzmärkte, die allgemeine Wirtschaftslage, die Preise und einiges mehr. Auch Privatpersonen bekommen die Folgen zu spüren, wenn etwa die Arbeitslosigkeit sinkt oder sie weniger Kreditzinsen zahlen müssen.
Auswirkung auf die Konjunktur
Zum einen beeinflussen die Leitzinsen die Wirtschaft: Niedrige Zinsen bedeuten, dass sich die Banken billiges Geld bei der EZB besorgen können und insgesamt mehr Geld zur Verfügung steht. Dadurch werden Kredite allgemein günstiger – und Unternehmen werden zum Investieren angeregt.
Gleichzeitig lohnt sich Sparen kaum mehr und die Konsumenten geben ihr Geld lieber direkt aus. Auf diese Weise wird die Wirtschaft angekurbelt und die Konjunktur steigt. Bei hohen Zinsen passiert genau das Gegenteil und die Wirtschaftslage wird gebremst.
Nicht zuletzt haben Zentralbank-Zinsen eine wichtige psychologische Signalfunktion: Die Zentralbank signalisiert mit einer Senkung beispielsweise den Finanzmärkten, dass sie bereit ist, der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Allein dies führt oft schon zu steigenden Kursen an der Börse.
Auswirkung auf die Inflation
Der Leitzinssatz hat nicht zuletzt Einfluss darauf, wie sich das allgemeine Preisniveau entwickelt – also auf die Inflation. Denn bei niedrigen Zinsen leihen sich die Banken mehr Geld von der EZB und es ist insgesamt mehr Geld im Umlauf. Dadurch verliert das Geld an Wert und die Preise klettern nach oben – die Inflation nimmt zu.
Wenn die Inflation zu stark ist, kann die Zentralbank deshalb die Zinsen anheben – um die Wirtschaft etwas abzukühlen und die Preise zu stabilisieren. Dies hat aber Auswirkung auf die Exportlage und Währung. Außerdem können sich Folgen für den Wechselkurs ergeben. Ein Beispiel: Bei niedrigen EZB-Zinsen wird der Euro für ausländische Anleger unattraktiver – und der Wert des Euro sinkt. Gleichzeitig sind damit Produkte aus der Eurozone billiger und die Nachfrage nach ihnen steigt: Die Exporte nehmen also tendenziell zu.
Bedeutung des Leitzinses für Wohnkredite
Was bedeutet das alles nun im Zusammenhang mit dem Wohnbau? Nun, der Leitzinssatz wird von den Geschäftsbanken auch an die Verbraucher weitergegeben. Beispielsweise beeinflusst der Leitzins den EURIBOR. Dieser dient wiederum bei variablen Zinsvereinbarungen sehr oft als Referenzzinssatz.
Wer also einen Wohnkredit mit variablen Zinssätzen hat, den treffen steigende oder hohe Leitzinsen. Denn in der Folge werden die Kreditzinsen teurer. Wenn Sie dann eine Entlastung für den Kredit suchen, können Sie diese mit unserem Kredit Entlastungsrechner berechnen.
Kredit Entlastungsrechner
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Weiterhin können Sie sehen, welchen Betrag Sie monatlich weniger bezahlen, wenn Sie auf eine neue maximale Laufzeit von 35 Jahren bei gleichzeitiger Absicherung mit einem Fixzinssatz auf 20 Jahre umstellen. Unsere Wohnbau-Finanz-Experten beraten Sie diesbezüglich gerne und helfen Ihnen, Ihre monatliche Kreditrate zu reduzieren.
Leitzins: wichtiges Steuerungsmittel für Zentralbanken
Der Leitzins legt also die Konditionen fest, zu denen Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank ausleihen und anlegen können. Für die Zentralbanken ist er ein wichtiges Instrument, um für eine stabile Wirtschaftslage und gleichbleibende Preise zu sorgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte davon auch reichlich Gebrauch gemacht: Seit der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 hatte sie den Leitzinssatz immer weiter gesenkt. Für alle, die ein Immobilien-Investment vornehmen wollten, war dies ein großer Vorteil: Wohnkredite waren mit niedrigsten Zinskonditionen zu bekommen. Zwischenzeitlich sind die Konditionen bei einem Leitzins von 2,90 % (Hauptrefinanzierungszinssatz) wieder höher. Viele Experten erwarten in 2025 aber weitere sukzessive Leitzinssenkungen.
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Über den Autor: Hagen Luckert Position: Geschäftsführer
Meine gesamte berufliche Laufbahn habe ich im Kreditbereich verbracht. Zunächst im Sparkassen- sowie im Großbankensektor in Deutschland. Nach Leitung der Business-Unit Kreditstrategie- und Organisation in einem großen Beratungsunternehmen war ich als Geschäftsführer einer Kreditfabrik tätig. Im Anschluss daran wurde ich als Vorstand in einem Softwareunternehmen für künstliche Intelligenz im Bankenbereich berufen und habe 2019 in die Geschäftsführung von Infina gewechselt. Die ständige Recherche, strukturierte Aufbereitung sowie verständliche Veröffentlichung von allen Fragestellungen rund um das Kreditgeschäft gehören zu den wesentlichen Schwerpunktsetzungen meiner Funktion.
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