Zinsentwicklung und Prognosen

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Autor: Mag. Harald Draxl
Kategorie: Zinsen
Datum: 07.01.2025

Wie werden sich die Zinsen 2025 und den Folgejahren entwickeln? Seit Anfang 2022 sind die Zinssätze für variabel verzinste Wohnbaukredite deutlich angestiegen und zuletzt aber wieder gesunken. Werden weitere gesetzliche Änderungen Einfluss auf aktuelle und zukünftige Wohnbaukredite haben? Grundsätzlich können Zinsen über kurz oder lang sehr stark schwanken, und in den nächsten 2-3 Jahren sind unterschiedlichste Szenarien denkbar. Unsere Experten liefern Ihnen regelmäßig Informationen zur Entwicklung der Zinsmärkte sowie eine interessante Prognose zur weiteren möglichen Zinsentwicklung.

Einfach erklärt: Was sind Zinsen?

Zinsen werden von Banken für die Bereitstellung eines Kredites/Darlehens als Entgelt verlangt. Gut zu wissen: Verbraucher sind bei Zinsanpassungen durch den Kreditgeber besser geschützt als Unternehmer.

Es gibt zahlreiche Arten von Zinsen und alle haben ihre eigene Berechnungsgrundlage. Einige sind so simpel, dass ein Taschenrechner ausreicht, andere hingegen sind viel komplexer. Für diese Fälle gibt es zum Beispiel diverse Zinsrechner im Internet. Man kann zwischen Kredit-, Bausparvertrag- und Sparbuchzinsen unterscheiden:

Tipp: Informieren Sie sich in unserem Ratgeber, wie Sie Ihre individuelle Situation berechnen können:

Zinsrechner: Zinsen berechnen und vergleichen

Kreditzinsen

Wenn Sie einen Kredit in Österreich aufnehmen, müssen Sie eine Gegenleistung erbringen. Diese wird im Kreditvertrag meist in Form eines Kreditzinses vereinbart. Kreditzinsen zahlen Sie somit als Gegenleistung für das geborgte Geld, das Sie vom Kreditgeber erhalten.

Bausparvertragszinsen

Im Gegenzug zu den Kreditzinsen erhalten Sie bei Abschluss eines Bausparvertrages die sogenannten Bausparvertragszinsen. Dabei leihen Sie einer der Bausparkassen in Österreich Geld und bekommen im Gegenzug Guthabenzinsen retour.

Sparbuchzinsen

Ähnlich wie bei den Bausparzinsen erhalten Sie bei Eröffnung eines Sparbuches Zinsen von der Bank. Hier leihen Sie der Bank Geld und bekommen dafür Zinsen. 


Der EURIBOR-Zinssatz und seine Zinsentwicklung

Im Kreditbereich spricht man häufig von EURIBOR-Zinssätzen. Der EURIBOR ist ein kurzfristiger Geldmarktzins und ein Indikator, zu dem sich die Geldhäuser refinanzieren und in weiterer Folge Kreditmittel an den Endkunden oder Firmenkunden vergeben.

Unter Refinanzierung versteht man die Geldbeschaffung der Banken in Österreich, damit sie Kredite vergeben können. Es gibt unterschiedliche Quellen, bei denen sich Banken refinanzieren können. Häufig leihen sich Banken Geld von den Notenbanken wie der Europäischen Zentralbank (EZB). Kreditinstitute können sich aber auch über andere Geschäftsbanken oder Sparer refinanzieren.

Bausparkassen refinanzieren sich häufig durch Kundeneinlagen in Form von Bausparverträgen. Aber ganz gleich, woher die Refinanzierung kommt, die Kreditinstitute zahlen dafür ebenso einen Zins und haben somit dementsprechende Zinskosten. Bei der weiteren Kreditvergabe an Kunden verrechnen die Banken dann zusätzlich zu den Zinskosten einen Aufschlag (Marge). Dieser Aufschlag verbleibt bei der Bank und ist die sogenannte Zinsspanne. 


Die Zinsentwicklung in Österreich seit 2023

Die Zinssituation war über viele Jahre durch äußerst niedrige Zinsen gekennzeichnet. Lange Zeit wogen sich Kreditnehmer und Immobilienbesitzer durch Null- und Negativzinsen in Europa, Japan und den USA in Sicherheit. Ab dem Jahr 2015 gab es sogar Zinsanomalien in Form von sogenannten Negativzinsen, die 2019 die langfristigen Zinsen am Markt für Zinstauschgeschäfte (EUR-Swapsätze) erreichten, ehe es 2022 damit vorbei war. Lieferkettenunterbrechungen durch Pandemie-Maßnahmen und ab 24. Februar 2022 durch den Ukrainekrieg führten zu Engpässen in der Energieversorgung und Warenknappheit, was in der Folge massive Anstiege der Inflationsraten zur Folge hatte.

Mit einer gewissen Verzögerung hat die EZB ab Juli 2022 ihren für das Kreditgeschäft wichtigsten Leitzins mehrfach von 0,00 auf 4,50 % angehoben. Von September 2023 bis Juli 2024 bestand dann ein Zinsplateau von 4,50 % im Hauptrefinanzierungssatz ehe bis 12. Dezember 2024 vier Leitzinssenkungen und eine Zinsabstandsanpassung erfolgen. Mittlerweile (Stand: 07.01.2025) liegen Hauptrefinanzierungssatz und Zinssatz für die Einlagefazilität bei je 3,15 bzw. 3,00 %. Entsprechend entwickelte sich der 3-Monats-Euribor seit seinem letzten Hoch im Herbst 2023 von 4,00 bis 3. Januar 2025 auf 2,731 % rückläufig. Der für 20-jährige Fixzinsbindungen relevante 20-Jahres-EUR-Swapsatz verbilligte sich im gleichen Zeitraum um rund einen Prozentpunkt auf ca. 2,41 %.


Grafik: Entwicklung des EZB-Leitzinses seit 2000.

Was bedeutet das für mich als Kreditkunde?

 



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Neben den Leitzinssätzen spielt die aktuelle Situation der einzelnen Bank eine Rolle. Müssen Banken sich aufgrund von Bonitätsverschlechterungen teurer refinanzieren, dann werden Sie versuchen, die höheren Kosten über die Konditionen beim Neuabschluss auf Kunden abzuwälzen. Auch könnten Banken zwischen Kreditnehmern mit besseren und schwächeren Bonitäten unterscheiden und den schwächeren bei Neuabschluss deutlich höhere Zinsen verrechnen.

In Österreich bestehen seit 1. August 2022 zudem folgende Restriktionen bei der Vergabe von Immobilienkrediten an Endverbraucher:

  • Maximale LTV-Quote (Loan-To-Value) von 90 %, wobei die Nebenkosten bereits bezahlt sein müssen, also faktisch mindestens 20 % des Kaufpreises müssen an Eigenmitteln vorhanden sein.
  • Monatliche Kreditrate darf maximal 40 % des verfügbaren Nettohaushaltseinkommens ausmachen.
  • Maximale Kreditlaufzeit von 35 Jahren.
  • Insgesamt dürfen bei einem Kreditinstitut maximal 20 % aller Kredite eine der Obergrenzen überschreiten.

Die Folgen: Ein Anpassungsprozess, der mit höheren Ablehnungsquoten von Wohnbaukrediten verbunden ist. Finanzierungsfälle, die vor dem 1. August 2022 noch genehmigt worden wären, werden heute in vielen Fällen abgelehnt. Die Restriktionen der KIM-V werden jedoch zum 30.06.2025 auslaufen und nicht verlängert.

Tipp: Lesen Sie mehr in unserem Ratgeber zum Thema aktueller Zinssätze

Aktuelle Kreditzinsen & Zinssätze in Österreich


Zinserwartungen bis Ende 2025

Zinssenkungen weltweit eingeleitet

Fast alle großen Zentralbanken weltweit, außer der Bank of Japan, haben mit Zinssenkungen begonnen, da die Inflation global abnimmt. In den USA zeigt sich eine "sanfte Landung" der Wirtschaft: Die jüngsten Konjunkturdaten inklusive der Arbeitsmarktdaten deuten darauf hin, dass sich die US-Wirtschaft zwar leicht abkühlt, aber von einer Rezession jede Spur fehlt. Nach der ersten Zinssenkung der US-Notenbank (Fed) um 0,5 Prozentpunkte im September 2024, erfolgten am 7. November und 18. Dezember 2024 zwei weitere Zinsschritt um jeweils 0,25 Prozentpunkten. Bis Ende 2025 erwarten die Märkte noch ein bis zwei Leitzinssenkungen um jeweils 0,25 %. 

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen gesenkt, sogar in vier Schritten um jeweils 0,25 Prozentpunkte, zuletzt am 12. Dezember 2024: Mit Gültigkeit 18. Dezember 2024 liegen Einlagenzins und Hauptrefinanzierungssatz bei 3,00 bzw. 3,15 %. Ein Teil des niedrigeren Hauptrefinanzierungssatzes resultierte dabei aus einer Verringerung der Abstände zwischen den einzelnen Leitzinssätzen.

Für 2025 werden weitere Zinsschritte nach unten erwartet, da EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einer Pressekonferenz verlautbarte, dass die EZB dabei ist, die Inflation in den Griff zu bekommen. In allen Monaten in 2024 lag die Inflation in der Eurozone bereits wieder unter 3 % und näherte sich seit dem Spätsommer wieder der Zielmarke von 2 % an. Die EZB versucht im Rahmen ihrer weiteren geldpolitischen Beschlüsse die Leitzinsen auf ein neutrales Niveau zu bringen, bei dem die Zinskonditionen für das Wachstum einer Volkswirtschaft weder beschleunigend noch abbremsend wirken. 

Restrisiken für die Inflation

Restrisiken liegen in steigenden Nahrungsmittelpreisen, oft eine Folge des Klimawandels in Form von Ernteausfällen durch Naturkatastrophen. Die einstige Gefahr der Lohninflation verliert durch die lang anhaltende Rezession in der Eurozone zunehmend an Wirkung. Aber mit dem Wahlsieg Trumps ist ein neuer Risikofaktor hinzugekommen, die Importinflation. Zuallererst ist hier ein starker Dollar wegen schrumpfender Zinssenkungspotenziale in den USA am Werk und im späteren Verlauf kommt das Risiko eines Zollkonfliktes zwischen USA und EU hinzu. Dieser könnte über Gegenzölle der EU auf US-Importwaren ebenfalls inflationsverstärkend wirken.

Marktkonsens bezüglich Leitzinssenkungen 

In den USA ist das neutrale Leitzinsniveau bereits greifbar, während im Euroraum die Zinspolitik ein Balanceakt zwischen Konjunkturstützung und Preisstabilität bleibt. Die Erwartungen gehen jedoch in Richtung Zinssenkungen, vor allem aufgrund einer mittlerweile rund 30-monatigen Kontraktion der Industrie im Euroraum und jüngsten Inflationsdaten. Im Euroraum wird ein Rückgang des 3-Monats-Euribors – wichtig für variabel verzinste Kredite – von aktuell 2,731 % (per 3. Januar 2025) auf 1,86 % bis Anfang Dezember 2025 erwartet. Diese Entwicklung wäre möglich, falls die EZB den Einlagezins und Hauptrefinanzierungssatz von derzeit 3,00 % bzw. 3,15 % wie vom Markt erwartet noch in vier bis fünf Schritten um jeweils 0,25 Prozentpunkte auf 2,00 oder sogar 1,75 senkt.

In den USA hat die Wahl von Donald Trump zumindest vorerst zu einer differenzierteren Betrachtung geführt. Ein wesentlicher Faktor wird nun sein, welche konkreten wirtschaftspolitische Maßnahmen die neue US-amerikanische Regierung umsetzen wird. Wird aufgrund der Maßnahmen die Inflation wieder befeuert, so würde dies wohl einen dämpfenden Einfluss auf die nächsten Zinssenkungsschritte der Fed im Jahr 2025 haben. Aktuell preisen die Zinsmärkte diese Möglichkeit jedenfalls auch ein.

Fakt ist, in einer dynamischen Zinslandschaft bietet nur eine Fixzinsbindung im Bereich Wohnbaufinanzierung Sicherheit. Sofern Sie heute eine bestehende Immobilienfinanzierung mit variabler Verzinsung haben, können Sie mit dem Kredit Entlastungsrechner die Höhe Ihrer zukünftigen monatlichen Rate simulieren, wenn die Leitzinsen weiter steigen.

Kredit Entlastungsrechner

Die Zinsen für Ihre variable Finanzierung sind deutlich gestiegen und Sie haben zunehmend Probleme sich Ihre Kreditrate noch zu leisten? Mit dem Kredit Entlastungsrechner von Infina können Sie sich anzeigen lassen, wie hoch Ihre monatliche Rate konkret bei weiteren Anstiegen des Leitzinses sein wird.

Weiterhin können Sie sehen, welchen Betrag Sie monatlich weniger bezahlen, wenn Sie auf eine neue maximale Laufzeit von 35 Jahren bei gleichzeitiger Absicherung mit einem Fixzinssatz auf 20 Jahre umstellen. Unsere Wohnbau-Finanz-Experten beraten Sie diesbezüglich gerne und helfen Ihnen, Ihre monatliche Kreditrate zu reduzieren.

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Zinsentwicklung bei der Immobilienfinanzierung

Bei Immobilienfinanzierungen muss man zwischen kurzfristigen und langfristigen Zinsen unterscheiden: Bei einem langfristigen Zinssatz handelt es sich um einen Zinssatz, der über einen längeren Zeitraum (5-30 Jahre) gilt. Kurzfristige Zinssätze beziehen sich meist auf eine Laufzeit von bis zu 12 Monaten. Damit verbundene Finanzierungen gelten daher als variable Kredite und werden laufend angepasst.

Sowohl die langfristigen Kapitalmarktzinssätze (15 bis 30 Jahre) als auch die kurzfristigen Geldmarktzinssätze erreichten im Herbst 2023 ihre Hochs und entwickelten sich seither wieder rückläufig. Während sich die Geldmarktzinsen stärker an den Leitzinsen der EZB, derzeit primär am Einlagenzins, orientieren, spielen am langen Ende folgende Faktoren eine Rolle: Zins- und Inflationserwartungen, Entwicklung der Bonität von Banken und Staaten, aktuelle Inflationsdaten und Konjunkturdaten sowie die Ausgänge von Staatsanleihen-Auktionen. Diese Faktoren trieben seit Anfang 2022 in den USA und Europa die langfristigen Zinssätze nach oben. 

Im Jahr 2024 wurden Wohnbaukreditzinsen wieder günstiger. Aktuell deuten die Kapitalmarktzinsen auf eine Niedrigzinsphase hin. Dies wird auch durch die Terminmarkt-Kurven für kurzfristige Zinssätze gestützt, die über die nächsten Quartale eine Fortsetzung aktueller Tendenzen einpreisen. Beispielsweise fiel der 3-Monats-Euribor seit seinem Hoch von rund 4 % auf 2,73 % (Stand: 03.01.2025). Auch langfristige Zinsen gingen zurück: Der 20-jährige EUR-Swapsatz, der für 20-jährige Festzinsbindungen von Bedeutung ist, sank seit seinem Höchststand im Oktober 2023 bis Anfang Januar 2025 wieder auf rund 2,40 %.

Fixzinskredite waren für Immobilienfinanzierungskunden über viele Jahre „eine klare Sache“ und die erste Wahl. Der Zinsanstieg im Jahr 2022 warf dann allerdings die Frage auf, ob variabel verzinste Kredite nicht wieder attraktiv sind. Die niedrigen langfristigen Kapitalmarktzinsen (Stand Januar 2025) führen aktuell jedoch weiterhin dazu, dass variabel verzinste Immobilienkredite teurer als Wohnbaukredite mit langjährigen Fixzinssätzen sind. Zusätzlich erhält der Kreditnehmer eine langjährige Zinssicherheit.

Info:

Variable Finanzierungen an Verbrauchern müssen an einen Indikator gebunden sein, der von der Bank im Kreditvertrag zu vereinbaren ist. Gegen negative Marktentwicklungen, z. B. einen kräftigen Anstieg des Zinsindikators, kann sich ein Kreditnehmer jedoch nur durch Abschluss einer Zinsabsicherung schützen, wie zum Beispiel mit einer Fixzinsvereinbarung. Der Kreditzins wird dann auf eine Laufzeit von 5-30 Jahren fixiert.

Zinsen berechnen: Das sollten Sie wissen

Möchten Sie Ihre Zinsen selbst berechnen, kann dies unter Umständen ein schwieriges Verfahren werden: Viele Daten, die für die Berechnung nötig sind, stehen Privatpersonen vor dem ersten Gespräch mit der Bank nämlich gar nicht zur Verfügung.

Gut, dass es unseren Infina Zinsrechner gibt. Berechnen Sie kostenlos Ihre Zinsen und ersparen Sie sich damit unnötiges Kopfzerbrechen:

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Die Zinsentwicklung in Europa

Historischer Hintergrund: Die aktuell von den Notenbanken noch immer bekämpfte Inflation ist nicht aus einer starken Konjunktur, sondern aus Angebotsverknappung durch zwei externe Schockereignisse, nämlich der Corona-Pandemie und seit 24. Februar 2022 dem Ukraine-Krieg, entstanden. In der Hoffnung auf eine baldige Normalisierung der Lage, hatten die Fed und EZB mit konkreten Zinsschritten lange zugewartet. Von Januar bis Juni 2022 stieg die Inflationsrate des Euroraums von 5,1 auf 8,6 %, ehe die EZB am 21. Juli 2022 ihre erste Leitzinsanhebung um 0,5 Prozentpunkte beschloss. Sie erhöhte in insgesamt zehn Schritten ihren Hauptrefinanzierungssatz von 0,00 auf 4,50 %, bevor am 06. Juni, 12. September, 17. Oktober und 12. Dezember 2024 wieder eine Absenkung auf 3,15 % erfolgte. Von Jahresanfang 2022 bis Jahresanfang 2025 entwickelt sich der 3-Monats-Euribor von minus 0,57 % auf rund 2,7 %, was in Österreich variabel verzinste Kredite erheblich verteuerte.

Marktanomalie: Seit Mitte des Jahres 2022 finden wir im Euroraum eine flache bzw. überwiegend inverse Zinskurve vor. Vereinfacht erklärt ist die Zinskurve in diesem Fall „auf den Kopf gestellt“, und langfristige Zinsen sind günstiger als kurzfristige. Bei einer inversen Zinskurve handelt es sich um eine temporär vorhandene Marktanomalie, und um ein Signal für eine schwache wirtschaftliche Entwicklung oder Rezession. Wie auch die kurzfristigen Geldmarktzinsen sind die langfristigen Kapitalmarktzinsen (Swapsätze) im Jahr 2024 gesunken, wenn auch weniger stark. Der 20-jährige EUR-Swapsatz lag zu Beginn des Jahres 2024 bei 2,5 % und Ende Dezember bei rund 2,4 %. Absolut gesehen, liegen die langfristigen Swapsätze aber weiterhin unter den Geldmarktzinssätzen, sodass der Zinssatz für eine langfristige Fixzinsbindung günstiger ist als die aktuelle variable Zinskondition. 

Stabilisiert sich das Wirtschaftsgeschehen, so sollte sich auch die Zinskurve weiter normalisieren. In diesem Fall werden dann die langfristigen Kapitalmarktzinsen steigen. Allerdings ist es noch schwierig abzuschätzen, wann dies in Europa der Fall sein wird. Vor allem Deutschland und auch Österreich schwächeln. Mittlerweile ist die Industrie im Euroraum bereit rund 30 Monate in der Rezession und die Headline-Inflation fiel bis Dezember 2024 (Schnellschätzung) seit ihrem Hoch von 10,6 % im Dezember 2022 wieder auf 2,4 %. Allerdings bleiben Restrisiken seitens der Lohninflation und den Nahrungsmittelpreisen. Berücksichtigt man noch geopolitische Risikofaktoren und Unwägbarkeiten aufgrund der politischen Veränderungen in den USA, dann ist „szenarioabhängig“ innerhalb der kommenden Quartale eine zwischenzeitliche Verzögerung weiterer Leitzinssenkungen nicht auszuschließen.


Langfristige Zinsprognose: Was kann passieren?

Prognose der Zinsentwicklung bis 2026

Die US-Wirtschaft steuert auf ein "Softlanding" zu – eine Beruhigung der wirtschaftlichen Aktivität ohne Rezession. Das BIP-Wachstum lag im dritten Quartal 2024 bei 2,7 %, etwas schwächer als die 3,0 % im zweiten Quartal. Persönliche Konsumausgaben (PCE) stiegen um 3 %, Exporte von Waren und Dienstleistungen um 4,6 % und Staatsausgaben um 3,4 %. Während die verarbeitende Industrie laut S&P-Global-Einkaufsmanagerindex im Dezember 2024 schrumpft, floriert der Dienstleistungssektor. Die Stundenlöhne stiegen im November um 4,0 % (im Vergleichsmonat des Vorjahres noch 4,3 %), und die von der Fed genau beobachtete PCE-Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie verharrte im Oktober und November bei 2,8 %. Laut der Dezember-Prognose des Offenmarktausschusses der Fed hat sich gegenüber der September-Prognose die Erreichung des PCE-Inflationszieles von 2 % von 2026 auf 2027 verschoben. Generell haben die geldpolitischen Entscheidungsträger in den USA zuletzt ihre Inflationserwartungen angehoben.

Der Euroraum kämpft weiter mit einem rückläufigen Aktivitätsniveau in der Industrie. Auftragsrückgänge und Lagerabbau wirken dämpfend auf die Preise für Industriegüter, die ohne Energie im November 2024 nur um 0,6 % stiegen – ein disinflationärer Effekt. Das BIP-Wachstum blieb im zweiten und dritten Quartal mit 0,5 % bzw. 0,9 % moderat. Mittlerweile ist im dritten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahresquartal die Quote der offenen Stellen in der Gesamtwirtschaft des Euroraums von 3,0 auf 2,5 % gesunken und es ist bereits ein abnehmender Lohninflationsdruck zu beobachten.

Wahrscheinliche Szenarien zur Zinsentwicklung bis Ende Juni 2026

Basis-Szenario: Ein „klassischer“ Konjunkturzyklus

Die Erwartung für die mögliche Wirtschaftsentwicklung spiegelt sich gut in den Zinsfutures-Märkten und den daraus abgeleiteten Forward-Kurven wider. Bis 2026 wird ein moderates BIP-Wachstum und ein allmählicher Rückgang der Inflationsrate erwartet. Laut Infina Kreditindex, gestützt durch Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde, schreitet der Disinflationsprozess gut voran, unterstützt durch schwächere Konjunkturdaten als erwartet. Die EZB-Volkswirte revidierten ihre Wachstumsprognosen für die Jahre 2024 bis 2026 sowie ihre Inflationsprognosen 2024 und 2025 am 12. Dezember 2024 nach unten. Nun prognostizieren sie im Euroraum ein BIP-Wachstum von 0,7 % für 2024, 1,1 % für 2025 und 1,4 % für 2026. Die Inflation soll von 2,4 % im Jahr 2024 auf 2,1 % im Jahr 2025 sinken und 2026 mit 1,9 % sogar unter das EZB-Ziel fallen.

Die Forward-Kurve im 3-Monats-Euribor signalisiert ein Zinstief von 1,85 % im Herbst 2025, bevor wieder ein Anstieg auf etwa 2 % bis Mitte 2026 erwartet wird (Stand 30.12.2024). Unter Berücksichtigung dieser Markterwartungen könnten bis zur EZB-Sitzung am 30. Oktober 2025 Einlagenzins und Hauptrefinanzierungssatz durchaus auf 2,00 % bzw. 2,15 % sinken (bremsende Faktoren bereits berücksichtigt) und voraussichtlich bis Ende 2026 stabil bleiben.

Alternative Szenarien

Prognosen basieren immer auf aktuellen Trends, doch unvorhersehbare Ereignisse – wie 9/11, eine Pandemie oder der Ukraine-Krieg – können die Wirtschaft und Zinsen erheblich beeinflussen.

Aktuell denkbare Risiken für höhere Inflationsraten und eine Verzögerung oder Begrenzung von Zinssenkungen wären eine höhere Importinflation infolge eines weiter steigenden US-Dollars. Letzterer wäre eine Folge steigender Zinsdifferenzen zwischen Euro und US-Dollar. Im Falle eines Zollkonfliktes der EU mit den USA könnten eines Tages auch Gegenzölle auf US-Waren ein weiterer Faktor sein. China wäre ein potenzieller Nachfragefaktor, der am Rohstoffmarkt für steigende Energie- und Grundstoffpreise sorgen könnte. Allerdings könnten hohe Schutzzölle aus den USA und eine anhaltende Immobilienkrise im Inland dem entgegenwirken. Geopolitische Spannungen – wie Russland/Nordkorea/Ukraine, Nahost oder China/Taiwan – könnten ebenfalls unvorhersehbare inflationäre oder rezessive Effekte auslösen.

EZB-Prognose zur Zinsentwicklung

EZB-Präsidentin, Christine Lagarde, wird in jeder Pressekonferenz nach einer EZB-Ratssitzung über ihre Einschätzung der zukünftigen Zinsentwicklung gefragt. Ihre jüngste Standardantwort lautet: 

„Wir sind entschlossen, für eine nachhaltige Stabilisierung der Inflation bei unserem mittelfristigen Zielwert von 2 % zu sorgen. Die Festlegung des angemessenen geldpolitischen Kurses wird von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung erfolgen. So werden unsere Zinsbeschlüsse auf unserer Beurteilung der Inflationsaussichten vor dem Hintergrund aktueller Wirtschafts- und Finanzdaten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation sowie der Stärke der geldpolitischen Transmission basieren. Wir legen uns nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest“.

Conclusio: Konkrete Zinsprognosen der EZB existieren nicht. Prognosen zur weiteren Leitzinsentwicklung werden nur von unabhängigen Analysten erstellt. Was es allerdings gibt und intuitiv auch ein mögliches Zinsszenario vermittelt, sind regelmäßige Inflations- und Wachstumsprognosen, die in diesem Ratgeber auch verarbeitet wurden.

Die Zinsentwicklung in den nächsten 20 Jahren

Es können keine Prognosen über Zinsentwicklungen der nächsten 10 bis 20 Jahre aufgestellt werden. Die Kapitalmärkte sind viel zu dynamisch. Schon kleinere Krisen können Prognosen über Nacht komplett widerlegen. In den letzten 50 Jahren hat es im Schnitt alle 7-8 Jahre eine merkliche Krisensituation an den Weltfinanzmärkten gegeben. Die letzten Wirtschaftskrisen waren die Finanzkrise 2008/09 und die Pandemie 2020 bis 2022, die vom Ukrainekrieg und Inflations- und Zinsschock-Szenario 2022/23 abgelöst wurde. Mit dem abflauenden Inflationsszenario werden aktuell die Karten wieder neu gemischt.

Baufinanzierung: Mögliche Zinsprognosen

In den USA sind infolge einer starken (Binnen)Wirtschaft und die Risiken zukünftig höherer Inflationsraten die Zinssenkungserwartungen mittlerweile stark gedämpft. In Europa hingegen rechnen die Märkte 2025 mit mehreren weiteren Leitzinssenkungen, unterstützt durch Anzeichen der nachlassenden Inflation. Dennoch bestehen Restrisiken, die zu einer Abbremsung des erwarteten Zinsszenarios führen könnten.

Für Österreich bedeutet dies voraussichtlich eine Vergünstigung variabel verzinster Kredite, sobald die Leitzinssenkungen eintreten und am Geldmarkt wirken. Bei langjährigen Fixzinsbindungen könnte der aktuell bestehende Zinsvorteil jedoch in absehbarer Zeit verschwinden. Abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung und vor allem den Erwartungen der Märkte ist es denkbar, dass die Zinsen für 20-jährige Fixzinsbindungen dann auch wieder höher als für variabel verzinste Kredite liegen.

Auf der Bankenseite liegen potenzielle Risiken im Fall von Marktstress (beispielsweise wenn eine Großbank insolvent wird) in höheren Risikoaufschlägen und Liquiditätskosten, die neu abgeschlossene Wohnbaukredite verteuern könnten. Auch die Zinsspreads zwischen schlechten und guten Bonitäten können sich in kritischen Szenarien ausweiten. Letztlich dürfte künftig auch die Einhaltung von ESG-Kriterien bei der Kreditvergabe die Zinsen vergünstigen oder verteuern.

Die Finanzierungskonditionen ändern sich, im Einklang mit volatilen Zinssätzen am Markt, laufend. Das macht den Kreditmarkt komplexer und Prognosen schwieriger. Die Wohnbau-Finanz-Experten von Infina informieren Sie aber gerne im Detail hierzu.

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Bildquellen:  Roman Samborskyi/ Shutterstock.com, Mabeline72/ Shutterstock.com
Rechtshinweise zu unseren Ratgebern finden Sie in unserer Verbraucherschutzinformation.


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Über den Autor: Mag. Harald Draxl
Position: Geschäftsführer

Meine Kreditkompetenz habe ich 1995 durch die Leitung des Gewerbekunden-Centers bei der Creditanstalt AG und seit 1997 als Baufinanzierungs-Spezialist bei der CA Baufinanzierungs-Beratung GmbH aufgebaut. Im Jahr 2002 wurde ich Gesellschafter bei der Infina und ab November 2004 in die Geschäftsführung berufen. Meine Zuständigkeit ist seither die Leitung unseres Vertriebes und der Banken-Kooperationen. Ich beschäftige mich tagtäglich mit den Entwicklungen am österreichischen Kredit- und Immobilienmarkt, um unsere gesamte Vertriebsorganisation stets über die besten Produkte und aktuellen Zinssätze für die Kundenberatungen auf dem Laufenden zu halten.

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