Am 30. Januar 2025 senkte die Europäische Zentralbank (EZB) zum fünften Mal seit 2024 die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte. Solche Zinssenkungen führen normalerweise dazu, dass Kredite günstiger werden. Doch aufgrund der momentanen noch leicht inversen Zinskurve gestaltet sich die Situation differenzierter. In diesem Ratgeber werden die Auswirkungen der EZB-Zinssenkung auf Wohnbau- und Immobilienfinanzierungen erläutert sowie ein Ausblick auf die künftige Zinsentwicklung gegeben.
Was bedeutet die Zinssenkung der EZB für die Immobilienfinanzierung?
Die Marktteilnehmer erwarteten überwiegend für den 30. Januar 2025 eine fünfte Leitzinssenkung der EZB um 0,25 Prozentpunkte. Dies führte dazu, dass der überwiegend verwendete Referenzzinssatz für variabel verzinste Immobilienkredite, der 3-Monats-Euribor, bereits im Vorfeld von ca. 4 % im Oktober 2023 auf rund 2,6 % sank. Je nach Kreditvertrag bedeuten diese Rückgänge auch eine Zinssenkung bei der Immobilienfinanzierung.
Senkungen bei den Konditionen erfolgten bereits sukzessive vor der tatsächlichen Leitzinssenkung bei neuen Immobilienfinanzierungen mit variablem Zinssatz, bei bestehenden Finanzierungen mit variabler Verzinsung erfolgt dann eine Reduzierung zum nächsten Zinsanpassungstermin. Die Leitzinssenkung hat jedoch keine Auswirkungen auf bestehende Wohnbaufinanzierungen mit Fixzinssatz. Aufgrund der sich normalisierenden inversen Zinskurve wurden die Festzinssätze für neue Wohnbaufinanzierungen eher wieder teurer.
Wie profitieren Erstkäufer und Bauherren von der Zinssenkung?
Die ersten EZB-Leitzinssenkungen seit 2024 bietet Erstkäufern Vorteile durch niedrigere Finanzierungskosten. Ein variabel verzinster Immobilienkredit hatte sich durch die Senkung des 3-Monats-Euribor und des 12-Monats-Euribor seit dem Zinshoch bereits um bis zu 1,25 Prozentpunkte verbilligt. Beispiel: Bei einer Kreditsumme von 300.000 Euro und Laufzeit von 30 Jahren sind die Zinsen (variabel, Nomimalzinssatz, Basis: 3-Monats-Euribor) seit dem Hoch im Herbst 2023 von etwa 5,00 % auf 3,75 % p.a. im Januar 2025 gesunken (bonitätsabhängig), was die monatliche Rate deutlich reduziert. Dies erhöht die Kaufkraft und verbessert die Kreditverfügbarkeit. Wäre die Leitzinssenkung nicht wie erwartet gekommen, wären der 3- und 12-Monats-Euribor vermutlich direkt wieder angestiegen.
Tipp: Zudem sollten Sie wissen, dass 15-jährige Fixzinskredite bei Neuabschlüssen aktuell noch um 0,25 bis 0,35 Prozent günstiger sind als variable Kredite, was zu entsprechenden niedrigeren monatlichen Kreditraten zu Beginn und gleichzeitig einer Absicherung gegen Zinsänderungsrisiken führt. Überlegenswert ist zudem, auf eine langfristige Fixzinsbindung umzuschulden, um eine monatliche Entlastung beim Kredit zu erhalten.
Bestehende Immobilienfinanzierungen: Was ändert sich?
Die fünfte Leitzinssenkung seit 2024, die der EZB-Rat am 30. Januar 2025 beschlossen hat und die ab 05. Februar 2025 gilt, führt direkt im Neugeschäft in der Folge aktuell nur zu kleineren Vergünstigungen bei variabel verzinsten Krediten. Die Marktzinsstruktur (inverse Zinskurve) bietet jedoch besondere Chancen:
- Optionen für Umschuldungen: Normalerweise sind langjährige Fixzinsbindungen teurer als variable Finanzierungen. Bleiben die Leitzinsen weiterhin hoch, könnte eine Normalisierung der Zinskurve einen Zinsanstieg am langen Ende bedeuten. Aktuell kann es günstig sein, variabel verzinste Kredite auf langjährige Fixzinsbindungen umzuschulden. Ein Zinsvorteil von etwa 0,25 bis 0,35 Prozentpunkten für 15-jährige Fixzinsbindungen ist eine Sondersituation. Erwarten Sie zeitnah weitere deutliche Leitzinssenkungen, kann es sinnvoll sein, mit der Umschuldung noch zu warten.
- Vor- und Nachteile von Fixzinsbindungen im aktuellen Zinsumfeld: Fixzinsbindungen bieten kalkulierbare Kreditraten. Bei Neuabschlüssen sind diese sogar günstiger als variable Kredite. Sinkt das Marktzinsniveau weiter, bleibt der Kreditzins für die vereinbarte Bindungsdauer des Zinssatzes gleich. Aber auch vorzeitige Sondertilgungen über 10.000 Euro pro Jahr können gegen eine Pönale von maximal 1 % vorgenommen werden. Bis 10.000 Euro sind zusätzliche Rückzahlungen pro Jahr oftmals sogar ohne Ponäle möglich.
- Auswirkungen auf variabel verzinste Wohnbaukredite: Die Kreditzinsen sinken nicht unmittelbar nach dem Zinssenkungsbeschluss. Der Kreditvertrag regelt, wann eine Zinssenkung bei der Immobilienfinanzierung erfolgt, in der Regel zu den vertraglich festgelegten Zinsanpassungsterminen. Fixe Wohnbaukredite hingegen bleiben unverändert.
Wann und warum könnten weitere EZB-Zinssenkungen folgen?
Experten erwarten für das Jahr 2025 jedenfalls noch drei kleinere Zinssenkung, wenn sich die Inflationsrate im Euroraum nachhaltig um das Stabilitätsziel von 2 % bewegt. Das erwartete Zinssenkungspotenzial hängt mit dem neutralen Zinsniveau zusammen, bei dem die Geldpolitik weder expansiv noch restriktiv wirkt. Dieses liegt laut den Schätzungen der Volkswirte der EZB im Bereich von 1,75 bis 2,5 %. Hinzukommt, dass EZB-Präsidentin, Christine Lagarde, die aktuelle Geldpolitik noch als „restriktiv“ bezeichnet, was erneut weitere Zinssenkungsspekulationen beflügelte.
Fakt ist, dass die Dynamik des Inflationsrückgangs im Euroraum von Juni 2024 bis Januar 2025 fünf Leitzinssenkungen ermöglichte. Von Dezember 2022 auf Dezember 2024 war die Inflationsrate der Eurozone von 9,2 auf 2,4 % rückläufig. Nur 0,9 % BIP-Wachstum im dritten und vierten Quartal 2024, wobei Deutschlands Wirtschaftsleistung schrumpft und eine Rezession der Industrie des Euroraums führen zu moderateren Industriegüterpreisen und Lohnabschlüssen – was weitere Leitzinssenkungen begünstigt. In ihrem Statement im Rahmen der Pressekonferenz zur Zinssenkung am 30. Januar 2025 deutete EZB-Präsidentin, Christine Lagarde auf disinflationäre Tendenzen hin und ergänzte: „Die Inflation hat sich im Wesentlichen weiterhin im Einklang mit den Projektionen entwickelt und dürfte im laufenden Jahr zum mittelfristigen Zielwert des EZB-Rats von 2 % zurückkehren“.
Was folgt nach der Zinssenkung?
Die weitere Entwicklung der Leitzinsen und der terminale Zins am Ende der Leitzinssenkungsreihe bleiben derzeit noch ungewiss. Wirtschaftliche Indikatoren wie Inflation, Arbeitsmarktdaten und Wirtschaftswachstum sowie politische Entscheidungen beeinflussen zukünftige Leitzinsentscheidungen. Hauptrisiko war bis dato die Lohninflation, die allerdings mangels Preisfestsetzungsmacht der Unternehmen in einem schwachen konjunkturellen Umfeld nun nachlässt, aber durch eine zeitverzögerte Abwälzung auf die Dienstleistungspreise noch dazu führt, dass im Dezember 2024 die Dienstleistungsteuerung im Euroraum mit 4 % stark von den anderen Inflationsparametern abweicht. Doch aus den Aussagen von EZB-Chefin, Christine Lagarde, auf der EZB-Pressekonferenz vom 30. Januar 2025 lässt sich indirekt noch weiteres kurz- bis mittelfristiges Leitzinssenkungspotenzial ableiten, sofern die Inflationsrate nachhaltig auf das Stabilitätsziel der EZB von 2 % zurückgeht. Auf dem Weg dorthin bleiben geopolitische Auseinandersetzungen und mögliche Zollkonflikte noch Risikofaktoren. Doch Experten rechnen noch mit mehreren weiteren Leitzinssenkungen, die dann zu einer Stabilisierung der Wohnungspreise und einer Belebung des Wohnbaus führen sollten, insbesondere nach dem Auslaufen der KIM-Verordnung Ende Juni 2025.
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