Auswirkungen EZB-Leitzinssenkung 2025

Europa Flagge
Autor: Hagen Luckert
Kategorie: Finanzierung
Datum: 31.01.2025

Am 30. Januar 2025 senkte die Europäische Zentralbank (EZB) zum fünften Mal seit 2024 die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte. Solche Zinssenkungen führen normalerweise dazu, dass Kredite günstiger werden. Doch aufgrund der momentanen noch leicht inversen Zinskurve gestaltet sich die Situation differenzierter. In diesem Ratgeber werden die Auswirkungen der EZB-Zinssenkung auf Wohnbau- und Immobilienfinanzierungen erläutert sowie ein Ausblick auf die künftige Zinsentwicklung gegeben.


Das Wichtigste im Überblick

  • Die Zinssätze für langfristige Fixzinsbindungen waren im Vorfeld der EZB-Leitzinssenkungen bereits gefallen, da die Marktteilnehmer bzw. Banken schon fest die Leitzinssenkungen einkalkuliert hatten.
  • Nach einer Leitzinssenkung sinken die Zinssätze für variable bestehende Wohnbaufinanzierungen üblicherweise erst mit Verzögerung, zum nächsten Anpassungstermin (in den meisten Fällen bei Banken alle 3 Monate, bei Bausparkassen alle 12 Monate).
  • Der EZB-Rat wird weitere Anpassungen der Leitzinsen in nächster Zeit vor allem von der weiteren Stabilisierung der Inflation abhängig machen.
  • Zudem will der EZB-Rat ein neutrales Zinsniveau ansteuern, bei welchem die Wirtschaftsaktivitäten weder angekurbelt noch ausgebremst werden.
  • Aktuell sind Kredite mit festem Zinssatz immer noch etwas günstiger als solche mit variablem Zinssatz und bieten Sicherheit für die weitere persönliche Finanzplanung.
  • Viele Experten erwarten, dass die EZB die Leitzinsen im laufenden Jahr nochmals leicht senkt.

Jüngere Entwicklung bei den EZB-Leitzinsen

Vom 21. Juli 2022 bis zum 14. September 2023 erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre drei Leitzinsen in 10 Schritten um insgesamt 4,5 Prozent. Danach hielt der EZB-Rat in fünf Sitzungen die Leitzinsen unverändert und betonte in Pressemitteilungen stets den datenorientierten Entscheidungsansatz.

Mit fortschreitender Zeit ohne Zinsschritte erwarteten die Marktteilnehmer zunehmend Zinssenkungen, was sich bereits in sinkenden Geldmarktzinsen widerspiegelte. Diese sanken seit Herbst 2023 bis zur jüngsten Zinssenkung ähnlich stark wie im Juni, September, Oktober, Dezember 2024 sowie Januar 2025 die EZB-Leitzinsen (um insgesamt ca. 1,25 Prozentpunkte). Die Leitzinsen liegen aktuell bei 2,90 % (Hauptrefinanzierungssatz), 3,15 % (Spitzenrefinanzierungssatz für kurze Überbrückungen) und 2,75 % (Einlagefazilität bzw. Einlagezins für Banken bei EZB).


Was bedeutet die Zinssenkung der EZB für die Immobilienfinanzierung?

Die Marktteilnehmer erwarteten überwiegend für den 30. Januar 2025 eine fünfte Leitzinssenkung der EZB um 0,25 Prozentpunkte. Dies führte dazu, dass der überwiegend verwendete Referenzzinssatz für variabel verzinste Immobilienkredite, der 3-Monats-Euribor, bereits im Vorfeld von ca. 4 % im Oktober 2023 auf rund 2,6 % sank. Je nach Kreditvertrag bedeuten diese Rückgänge auch eine Zinssenkung bei der Immobilienfinanzierung.

Senkungen bei den Konditionen erfolgten bereits sukzessive vor der tatsächlichen Leitzinssenkung bei neuen Immobilienfinanzierungen mit variablem Zinssatz, bei bestehenden Finanzierungen mit variabler Verzinsung erfolgt dann eine Reduzierung zum nächsten Zinsanpassungstermin. Die Leitzinssenkung hat jedoch keine Auswirkungen auf bestehende Wohnbaufinanzierungen mit Fixzinssatz. Aufgrund der sich normalisierenden inversen Zinskurve wurden die Festzinssätze für neue Wohnbaufinanzierungen eher wieder teurer.


Wie profitieren Erstkäufer und Bauherren von der Zinssenkung?

Die ersten EZB-Leitzinssenkungen seit 2024 bietet Erstkäufern Vorteile durch niedrigere Finanzierungskosten. Ein variabel verzinster Immobilienkredit hatte sich durch die Senkung des 3-Monats-Euribor und des 12-Monats-Euribor seit dem Zinshoch bereits um bis zu 1,25 Prozentpunkte verbilligt. Beispiel: Bei einer Kreditsumme von 300.000 Euro und Laufzeit von 30 Jahren sind die Zinsen (variabel, Nomimalzinssatz, Basis: 3-Monats-Euribor) seit dem Hoch im Herbst 2023 von etwa 5,00 % auf 3,75 % p.a. im Januar 2025 gesunken (bonitätsabhängig), was die monatliche Rate deutlich reduziert. Dies erhöht die Kaufkraft und verbessert die Kreditverfügbarkeit. Wäre die Leitzinssenkung nicht wie erwartet gekommen, wären der 3- und 12-Monats-Euribor vermutlich direkt wieder angestiegen.

Tipp: Zudem sollten Sie wissen, dass 15-jährige Fixzinskredite bei Neuabschlüssen aktuell noch um 0,25 bis 0,35 Prozent günstiger sind als variable Kredite, was zu entsprechenden niedrigeren monatlichen Kreditraten zu Beginn und gleichzeitig einer Absicherung gegen Zinsänderungsrisiken führt. Überlegenswert ist zudem, auf eine langfristige Fixzinsbindung umzuschulden, um eine monatliche Entlastung beim Kredit zu erhalten. 


Bestehende Immobilienfinanzierungen: Was ändert sich?

Die fünfte Leitzinssenkung seit 2024, die der EZB-Rat am 30. Januar 2025 beschlossen hat und die ab 05. Februar 2025 gilt, führt direkt im Neugeschäft in der Folge aktuell nur zu kleineren Vergünstigungen bei variabel verzinsten Krediten. Die Marktzinsstruktur (inverse Zinskurve) bietet jedoch besondere Chancen:

  • Optionen für Umschuldungen: Normalerweise sind langjährige Fixzinsbindungen teurer als variable Finanzierungen. Bleiben die Leitzinsen weiterhin hoch, könnte eine Normalisierung der Zinskurve einen Zinsanstieg am langen Ende bedeuten. Aktuell kann es günstig sein, variabel verzinste Kredite auf langjährige Fixzinsbindungen umzuschulden. Ein Zinsvorteil von etwa 0,25 bis 0,35 Prozentpunkten für 15-jährige Fixzinsbindungen ist eine Sondersituation. Erwarten Sie zeitnah weitere deutliche Leitzinssenkungen, kann es sinnvoll sein, mit der Umschuldung noch zu warten.
  • Vor- und Nachteile von Fixzinsbindungen im aktuellen Zinsumfeld: Fixzinsbindungen bieten kalkulierbare Kreditraten. Bei Neuabschlüssen sind diese sogar günstiger als variable Kredite. Sinkt das Marktzinsniveau weiter, bleibt der Kreditzins für die vereinbarte Bindungsdauer des Zinssatzes gleich. Aber auch vorzeitige Sondertilgungen über 10.000 Euro pro Jahr können gegen eine Pönale von maximal 1 % vorgenommen werden. Bis 10.000 Euro sind zusätzliche Rückzahlungen pro Jahr oftmals sogar ohne Ponäle möglich.
  • Auswirkungen auf variabel verzinste Wohnbaukredite: Die Kreditzinsen sinken nicht unmittelbar nach dem Zinssenkungsbeschluss. Der Kreditvertrag regelt, wann eine Zinssenkung bei der Immobilienfinanzierung erfolgt, in der Regel zu den vertraglich festgelegten Zinsanpassungsterminen. Fixe Wohnbaukredite hingegen bleiben unverändert.

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Wann und warum könnten weitere EZB-Zinssenkungen folgen?

Experten erwarten für das Jahr 2025 jedenfalls noch drei kleinere Zinssenkung, wenn sich die Inflationsrate im Euroraum nachhaltig um das Stabilitätsziel von 2 % bewegt. Das erwartete Zinssenkungspotenzial hängt mit dem neutralen Zinsniveau zusammen, bei dem die Geldpolitik weder expansiv noch restriktiv wirkt. Dieses liegt laut den Schätzungen der Volkswirte der EZB im Bereich von 1,75 bis 2,5 %. Hinzukommt, dass EZB-Präsidentin, Christine Lagarde, die aktuelle Geldpolitik noch als „restriktiv“ bezeichnet, was erneut weitere Zinssenkungsspekulationen beflügelte.

Fakt ist, dass die Dynamik des Inflationsrückgangs im Euroraum von Juni 2024 bis Januar 2025 fünf Leitzinssenkungen ermöglichte. Von Dezember 2022 auf Dezember 2024 war die Inflationsrate der Eurozone von 9,2 auf 2,4 % rückläufig. Nur 0,9 % BIP-Wachstum im dritten und vierten Quartal 2024, wobei Deutschlands Wirtschaftsleistung schrumpft und eine Rezession der Industrie des Euroraums führen zu moderateren Industriegüterpreisen und Lohnabschlüssen – was weitere Leitzinssenkungen begünstigt. In ihrem Statement im Rahmen der Pressekonferenz zur Zinssenkung am 30. Januar 2025 deutete EZB-Präsidentin, Christine Lagarde auf disinflationäre Tendenzen hin und ergänzte: „Die Inflation hat sich im Wesentlichen weiterhin im Einklang mit den Projektionen entwickelt und dürfte im laufenden Jahr zum mittelfristigen Zielwert des EZB-Rats von 2 % zurückkehren“.


Was Erstkäufer jetzt über EZB-Zinssenkungen wissen sollten

Banken können sich über Spareinlagen, die Emission von Pfandbriefen und Anleihen refinanzieren. Eine sehr wichtige Refinanzierungsalternative – insbesondere in Krisenzeiten – sind zudem die Notenbanken des Eurosystems bzw. die EZB. Nach einer Leitzinssenkung reduzieren Banken in normalen Zeiten verzögert die Kreditzinsen inklusive der variablen Hypothekenzinsen für Erstkäufer von Wohneigentum. Bei den Entscheidungen über die Leitzinsen in 2024 und 2025 wurde jeweils eine Änderung der Zinsen weitgehend erwartet. Deshalb hatten sich die Zinssätze bereits im Vorfeld an das erwartete Niveau angepasst.

Der passende Zeitpunkt für den Erwerb von Wohneigentum hängt von Ihren Eigenmitteln, Einkommen und persönlichen Vorlieben ab. Tatsache ist: Mit dem Geld, das Sie für Miete ausgeben, könnten Sie bereits einen Kredit zur Finanzierung einer Eigentumswohnung abbezahlen. Nutzen Sie unseren Mieten- oder Kaufen-Rechner, um einen Vergleich anzustellen. Das aktuelle Zinsumfeld bietet zudem die Besonderheit, dass langfristige Fixzinsbindungen günstiger sind als variable Kredite.


Was folgt nach der Zinssenkung?

Die weitere Entwicklung der Leitzinsen und der terminale Zins am Ende der Leitzinssenkungsreihe bleiben derzeit noch ungewiss. Wirtschaftliche Indikatoren wie Inflation, Arbeitsmarktdaten und Wirtschaftswachstum sowie politische Entscheidungen beeinflussen zukünftige Leitzinsentscheidungen. Hauptrisiko war bis dato die Lohninflation, die allerdings mangels Preisfestsetzungsmacht der Unternehmen in einem schwachen konjunkturellen Umfeld nun nachlässt, aber durch eine zeitverzögerte Abwälzung auf die Dienstleistungspreise noch dazu führt, dass im Dezember 2024 die Dienstleistungsteuerung im Euroraum mit 4 % stark von den anderen Inflationsparametern abweicht. Doch aus den Aussagen von EZB-Chefin, Christine Lagarde, auf der EZB-Pressekonferenz vom 30. Januar 2025 lässt sich indirekt noch weiteres kurz- bis mittelfristiges Leitzinssenkungspotenzial ableiten, sofern die Inflationsrate nachhaltig auf das Stabilitätsziel der EZB von 2 % zurückgeht. Auf dem Weg dorthin bleiben geopolitische Auseinandersetzungen und mögliche Zollkonflikte noch Risikofaktoren. Doch Experten rechnen noch mit mehreren weiteren Leitzinssenkungen, die dann zu einer Stabilisierung der Wohnungspreise und einer Belebung des Wohnbaus führen sollten, insbesondere nach dem Auslaufen der KIM-Verordnung Ende Juni 2025.


Weitere Fragen

Ist Ihr bestehender Kredit variabel verzinst, bedeutet dies für Sie nun auch eine Zinssenkung für Ihre Immobilienfinanzierung, da der Zinssatz des 3-Monats-Euribors in Erwartung der Leitzinssenkung in etwa in gleichem Maße gesunken ist. Haben Sie eine Finanzierung mit Fixzinsvereinbarung, dann hat die jüngste Leitzinssenkung keinerlei Auswirkung.

Der Kauf einer Immobilie ist im Regelfall eine langfristige Investition. Die aktuellen Zinsen in Österreich sind zwar deutlich höher als noch in der Niedrigzinsphase, im längerfristigen Vergleich aber immer noch auf einem vertretbaren Niveau. Letztendlich ist es ausschlaggebend, die richtige Immobilie zu finden und mit einer individuell passenden Finanzierungslösung zu unterlegen. Eine Kreditoptimierung kann in Österreich dann bei Bedarf im Zeitablauf durchgeführt werden.

Weitere Zinsentscheidungen hängen von der Entwicklung aktueller Wirtschaftsdaten ab. Sollte die Inflation weiter niedrig bleiben und die Volkswirte der EZB einen dauerhaften Rückgang der Inflationsraten Richtung des Stabilitätsziels von 2 % erwarten, sind in 2025 weitere Leitzinssenkungen wahrscheinlich.

Niedrigere Leitzinsen führen in der Folge zu niedrigeren Zinsen für Kundenkredite, was tendenziell steigende Immobilienpreise zur Folge hat, da sich Kreditnehmer einen höheren Kredit leisten können. Eine Zinsänderung von 0,25 oder 0,50 % wirkt sich jedoch noch nicht deutlich aus. Eine Zinsveränderung von insgesamt 1,0 bis 1,5 % hingegen verändert die mögliche zu finanzierende Kreditsumme deutlich und hat damit auch einen stärkeren Einfluss auf die Immobilienpreise.

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Über den Autor: Hagen Luckert
Position: Geschäftsführer

Meine gesamte berufliche Laufbahn habe ich im Kreditbereich verbracht. Zunächst im Sparkassen- sowie im Großbankensektor in Deutschland. Nach Leitung der Business-Unit Kreditstrategie- und Organisation in einem großen Beratungsunternehmen war ich als Geschäftsführer einer Kreditfabrik tätig. Im Anschluss daran wurde ich als Vorstand in einem Softwareunternehmen für künstliche Intelligenz im Bankenbereich berufen und habe 2019 in die Geschäftsführung von Infina gewechselt. Die ständige Recherche, strukturierte Aufbereitung sowie verständliche Veröffentlichung von allen Fragestellungen rund um das Kreditgeschäft gehören zu den wesentlichen Schwerpunktsetzungen meiner Funktion.

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