Wenn Sie Eigentümer einer Immobilie sind und diese bereits nahezu oder vollständig abbezahlt haben, dann haben Sie sich ein entsprechendes Vermögen aufgebaut. Leider ist dieses aber nicht verfügbar, um sich damit besondere Anschaffungen erfüllen zu können oder beispielsweise eine Pflege zu finanzieren. Die Belehnung Ihrer Immobilie kann eine Möglichkeit sein, um günstig an Kapital für größere Ausgaben zu gelangen und Ihre Liquidität zu steigern. Wie genau die Kapitalbeschaffung durch eine Immobilie funktioniert, was Sie dabei besonders beachten sollten, mit welchen Kosten dieser Vorgang verbunden ist und weitere Fragen beantworten wir Ihnen in diesem Beitrag.
So funktioniert Kapitalbeschaffung durch Immobilien
Die Kapitalbeschaffung durch Immobilien funktioniert in der Art, dass Sie Ihr Grundstück, Ihre Wohnung oder Ihr Haus beleihen und dafür einen Kredit aufnehmen. Dabei wird eine Grundschuld auf Ihr Eigenheim eingetragen, sodass Sie auf Basis dieser Absicherung ein Darlehen zu den aktuell gültigen Konditionen für Immobilienkredite und auch langen Kreditlaufzeiten gewährt bekommen. Es handelt sich also um eine besondere Form der Immobilienfinanzierung, wobei die Geldmittel aus dem Kredit nicht zweckgebunden sind. Folglich steht Ihnen das Kapital, anders als bei einer herkömmlichen Baufinanzierung, zur freien Verfügung.
Diese Finanzierungsart ist nicht zu verwechseln mit einer Umkehrhypothek, bei der meist im Rentenalter Kreditzahlungen für die eigene Immobilie seitens der Bank erfolgen und das Eigentum nach Lebensende häufig komplett an diese übergeht. Bei der Kapitalbeschaffung bleibt die Immobilie in Ihrem Eigentum, da die gewährte Finanzierung vollständig zurückgezahlt werden muss, entweder durch Sie oder Ihre Erben. Sollten keine Erben vorhanden sein, kann die Bank die verbleibende Schuld durch Verwertung der Immobilie nach Ihrem Ableben ausgleichen.
Kapitalbeschaffung: Beispiele für die Verwendung des Kredits
Sobald die Kreditsumme auf Ihr Konto überwiesen wurde, steht Ihnen frei für was Sie das Kapital verwenden möchten. Das heißt, Sie müssen der kreditgebenden Bank in der Regel keine Belege für den Verwendungszweck der Geldmittel liefern. Dabei kann zwischen wohnwirtschaftlichen und nicht-wohnwirtschaftlichen Zwecken unterschieden werden. Einigen Banken gefällt es besser und fällt eine Kreditvergabe leichter, wenn das Kapital zur Investition ins Eigenheim eingesetzt wird.
Immobilien beleihen – die wichtigsten Fragen
Bei der Belehnung Ihrer Immobilie zur Beschaffung von Kapital gibt es eine Handvoll Rahmenbedingungen, welche Sie wissen sollten, bevor Sie hierfür einen Kredit abschließen. Wir beantworten nachfolgend die wichtigsten Fragen zur Kapitalbeschaffung durch Ihre Immobilie.
Muss die Immobilie schuldenfrei sein?
Wenn möglich sollte die Immobilie komplett schuldenfrei, sprich „belastbar“ sein, da dies die Kreditbeantragung bei der Bank einfacher macht. Es gibt aber auch die Möglichkeit ein Darlehen zu beantragen, wenn die Restschuld überschaubar ist und am besten weniger als 20 % beträgt.
Außerdem begünstigt ein sicheres regelmäßiges Einkommen (auch eine Rente) eine Kreditbewilligung, da somit sichergestellt wird, dass das Darlehen entsprechend der Vereinbarung im Kreditvertrag zurückgeführt werden kann.
Grundsätzlich gilt: Je höher der Verschuldungsgrad Ihrer Immobilie noch ist, desto schlechter werden auch die Kreditkonditionen sein. Eine Umschuldung, welche die Ablösung der bestehenden Restschuld und gleichzeitig die Kapitalbeschaffung beinhaltet, kann zu einer deutlichen Verbesserung der insgesamt zu bezahlenden Zinsen führen.
Tipp: Vereinbaren Sie einen unverbindlichen und kostenlosen Termin mit einem Wohnbau-Finanz-Experte ganz in Ihrer Nähe. Dieser unterstützt Sie gerne bei einer Umschuldung in diesem Zusammenhang oder einem Kredit zur Kapitalbeschaffung.
Welche Art von Immobilien kann ich beleihen?
Die drei Immobilienarten im Privatkundenbereich, welche beliehen werden können sind Haus, Wohnung und Grundstück. Dabei ist unerheblich, ob eine Immobilie selbst genutzt wird oder vermietet ist und ob ein Grundstück bereits bebaut ist oder nicht. Die Immobilie sollte sich dabei in Österreich befinden und bei einem Grundstück um Bauland handeln.
Bis zu welchem Alter kann ich einen Hypothekarkredit zur Kapitalbeschaffung aufnehmen?
Eine gesetzliche Altersgrenze für einen Hypothekarkredit gibt es seit 1. Mai 2023 in Österreich nicht mehr. In der Vergangenheit war es bei vielen Banken und Bausparkassen in Österreich noch schwieriger, eine Kreditbewilligung im Rentenalter zu erhalten. Wie bei allen Arten der Immobilienfinanzierung prüfen Kreditgeber vorab die Bonität und möchten möglichst sicher gehen, dass der Kreditnehmer bis zum Ende der Kreditlaufzeit seine monatlichen Raten mithilfe regelmäßiger Einkünfte tilgen kann.
Wenn Kreditnehmer über ausreichende Pensionseinkünfte sowie Besicherung verfügen, gibt es für eine Kreditbewilligung im Rentenalter keinen grundsätzlichen Einwand. Einige Banken bieten in diesem Zusammenhang beispielsweise sogenannte „Generationenkredite“ an, bei denen der noch offenen Restbetrags des Immobilienkredits auf die Erben des Kreditnehmers nach dessen Ableben übertragen wird.
Zwischenzeitlich hat der Gesetzgeber die bestehende Benachteiligung der Senioren bei der Kreditvergabe erkannt und mit Wirkung seit 01.05.2023 die Hypothekar- und Immobilienkreditrichtlinie angepasst. Details zu den Erleichterungen finden Sie in unserem Ratgeber Kredit aufnehmen im Alter.
Welche Faktoren mindern den Immobilienwert?
Neben einem noch laufenden Immobilienkredit, wirken sich auch die üblichen Faktoren wie Mängel, fortgeschrittenes Alter sowie ungünstige Lage der Immobilie negativ auf den Immobilienwert aus. Grundsätzlich gelten bewohnte Immobilien als gepflegte Immobilien und weisen in aller Regel einen höheren Wert aus als Objekte, welche leer stehen. Außerdem mindern Dienstbarkeiten, auch Servitut genannt, den Wert der Immobilie. Dies können beispielsweise Fahrtrechte, Fruchtgenussrechte oder gar Wohnrechte Dritter sein.
Wie hoch kann ich meine Immobilie beleihen?
In welcher Höhe Sie Ihr Haus, Ihre Wohnung oder Ihr Grundstück belehnen können, hängt hauptsächlich von diesen zwei Aspekten ab:
- Dem Wert der zu beleihenden Immobilie
- Der leistbaren Rate, welche Sie monatlich finanziell stemmen können.
Es gibt unterschiedlichste Verfahren für eine Immobilienbewertung. Ausführliche Informationen zu den verschiedenen Verfahren finden Sie im Ratgeber Immobilienbewertung in Österreich. Ein durchaus gängiges Verfahren ist das Vergleichswertverfahren. Bei diesem werden erzielte Preise vergleichbarer Immobilientransaktionen in der Region herangezogen. Viele Kreditinstitute ziehen jedoch einen Sicherheitsabschlag von rund 10 % ab.
Rechenbeispiel für die mögliche Kredithöhe
Eine schuldenfreie Eigentumswohnung hat einen Verkehrswert von 300.000 Euro nach dem Vergleichswertverfahren. Die kreditgebende Bank nimmt für den Beleihungswert der Wohnung einen Sicherheitsabschlag von 10 % vor. Die Obergrenze für eine Beleihung legt sie beispielsweise auf 85 % fest.
300.000 € – 0,10*300.000 € = 270.000 € Beleihungswert
270.000 €*0,85 = 229.500 € maximale Höhe der Immobilienbeleihung
Auf Basis eines Beleihungswertes von 270.000 Euro, wird die Bank eine maximale Kapitalbeschaffung in Höhe von 229.500 Euro gewähren.
Kapitalbeschaffung für Immobilienbesitzer – so gehen Sie vor
Folgende Schritte skizzieren, wie strukturiert eine Kapitalbeschaffung für Immobilienbesitzer angegangen werden kann.
4. Angebote vergleichen
Infolge des Beratungsprozesses liegen nun mehrere Kreditmodelle vor. Welche Bank bietet aktuell das für Sie passende Kreditmodell und die besten Konditionen für die Kapitalbeschaffung durch Ihre Immobilie? Ein Wohnbau-Finanz-Experte in Ihrer Nähe begleitet Sie gerne bei der Einholung der Kreditangebote und bei diesem Entscheidungsprozess.
5. Vertragliches und Auszahlung
Haben Sie sich für ein Kreditmodell entschieden, reicht der Berater für Sie den Kreditantrag ein. Wird dieser seitens der Bank oder Bausparkasse bewilligt, steht einem verbindlichen Kreditvertrag nichts mehr im Weg. Sobald die Kreditauszahlung durchgeführt wird, steht Ihnen das neue Kapital zur Verfügung.
Nebenkosten und Zinsen: Damit müssen Sie rechnen
Analog einer klassischen Immobilienfinanzierung bei einem Neubau oder Kauf fallen auch bei der Kapitalbeschaffung Kaufnebenkosten für Ihre Immobilie an. Allerdings in deutlich geringerem Umfang, da einzelnen Positionen, wie beispielsweise die Maklerprovision und Grunderwerbsteuer, nicht nochmals anfallen. Aber die Eintragung des Pfandrechts in Österreich und Notarkosten bei Immobilien können je nach aktueller Situation schon in entsprechender Höhe anfallen.
Die Grundschuld dient der Bank als Sicherheit für Ihren Kredit, weswegen Sie langfristig günstige Zinsen erhalten können. Die aktuellen Kreditzinsen hängen bei der Kapitalbeschaffung durch Beleihung Ihrer Immobilie von folgenden Faktoren ab:
- Ihrer Bonität
- der Kredithöhe
- der Art Ihrer Beschäftigung (Angestellter, Beamter, Selbständiger, Pensionär etc.)
- dem Standort der zu beleihenden Immobilie
- der Nutzungsart Ihrer Immobilie (Selbstnutzung, Vermietung, Gewerbe etc.)
- dem Verhältnis zwischen Kredithöhe und Beleihungswert
- offenen anderen Kreditverpflichtungen
- zusätzlichen Sicherheiten wie Wertpapiere, weitere Immobilien und Pfandrechte.
Ratenkredit oder Hypothekarkredit: Welche Variante eignet sich?
Wenn Sie Geldmittel zur freien Verfügung benötigen, gibt es, neben dem Hypothekarkredit zur Kapitalbeschaffung durch eine Immobilienbelehnung, auch die Möglichkeit einen Ratenkredit abzuschließen. Welche dieser beiden Alternativen für Ihre Zwecke die geeignete ist, hängt von Ihrer individuellen Situation ab.
Während ein Ratenkredit schnell beantragt und ausgezahlt werden kann, da die Prüfung seitens der Bank weniger aufwendig ist, erfordert die Kapitalbeschaffung durch einen Hypothekarkredit einen längeren Atem bei der Beantragung. Dies aufgrund der erforderlichen Vorlage von wichtigen Unterlagen und Nachweisen. Beim Ratenkredit ist zudem keine Eintragung ins Grundbuch erforderlich, anders als bei der Immobilienbeleihung, bei der notariell eine Grundschuld auf Ihre Immobilie eingetragen wird.
Dafür fällt ein Hypothekarkredit deutlich zinsgünstiger als ein Ratenkredit aus, eben aufgrund der Absicherung durch Ihre Immobilie. Außerdem können im Gegensatz zum Ratenkredit hohe Kreditsummen über 50.000 Euro, auch im höheren Lebensalter, aufgenommen werden.
| Vorteile | Nachteile |
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Ratenkredit | - Schnelle und unkomplizierte Beantragung
- Keine Eintragung ins Grundbuch erforderlich
- Zügige Tilgung durch Sondertilgungen möglich
| - Deutlich höhere Zinsen als bei einem Hypothekarkredit
- In der Regel nur für Summen bis 50.000 Euro möglich
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Hypothekarkredit zur Kapitalbeschaffung durch Immobilienbeleihung | - Zinsgünstig, da Immobilie als Absicherung eingebracht wird
- Hohe Kreditsummen über 50.000 Euro möglich
- Kreditaufnahme auch im hohen Alter möglich
| - Eintragung ins Grundbuch erforderlich (zusätzliche Kosten, Grundschuld)
- Aufwendige Beantragung mit erforderlichen Kreditunterlagen und Nachweisen
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