Der EURIBOR-Zinssatz gilt als Referenzzinssatz für viele Kredite, welche in Euro vergeben werden. Dieser hat insofern auch eine hohe Bedeutung für alle Immobilienkredite in Österreich, welche neu vergeben werden, sowie teilweise auch für bestehende Finanzierungen. Dieser Beitrag erläutert Ihnen, was sich hinter dem Begriff EURIBOR verbirgt, wie hoch die aktuellen EURIBOR-Zinssätze sind und ob eine verlässliche Prognose für die Zukunft möglich ist.
Welche EURIBOR-Rates gibt es?
Abhängig vom Zeitraum, für den sich die Banken untereinander Geld leihen, werden fünf EURIBOR-Zinssätze unterschieden. Es gibt jeweils einen EURIBOR-Zinssatz für:
Viele Banken verwenden diesen Zinssatz als Referenz, um die variablen Zinsen für Kredite wie etwa Hypothekendarlehen festzulegen. Wenn Sie einen Immobilienkredit aufnehmen wollen, hat also mit großer Wahrscheinlichkeit der EURIBOR einen wesentlichen Einfluss auf die Konditionen, welche die Bank Ihnen bei variabler Verzinsung bietet.
Die aktuellen EURIBOR-Rates werden jeden Tag um 11 Uhr vormittags (Mitteleuropäische Zeit) von Reuters mitgeteilt – allerdings nur an die Banken, denn seit 2014 dürfen die Werte nur mit einer Verzögerung von 24 Stunden veröffentlicht werden. Die aktuellsten EURIBOR-Stände können Sie zum Beispiel hier einsehen.
EURIBOR: Aktuelle Werte [Stand 02.12.2024]
- EURIBOR 1 Woche: 3,160 %
- EURIBOR 1 Monat: 2,987 %
- EURIBOR 3 Monate: 2,924 %
- EURIBOR 6 Monate: 2,675 %
- EURIBOR 12 Monate: 2,431 %
EURIBOR: Prognose und Entwicklung
Der EURIBOR wirkt sich unter anderem auf die variablen Kreditzinsen aus. Wenn Sie einen variablen Wohnkredit aufgenommen haben, dann ist die Entwicklung des EURIBORS für Sie besonders interessant. Aber wie hat sich der EURIBOR-Zinssatz in den letzten Jahren entwickelt – und lassen sich Prognosen für die Zukunft aufstellen?
3-Monats-EURIBOR und 6-Monats-EURIBOR
Der Begriff 3-Monats-EURIBOR bezieht sich schlicht und einfach auf den Zeitraum, in dem sich die ausgewählten Banken untereinander das Geld leihen. Die maximale Frist sind 12 Monate. Der längst laufende EURIBOR ist also der 12-Monats-EURIBOR.
Der 3-Monats-EURIBOR bzw. der EURIBOR auf 6 Monate werden deshalb oft genannt, weil diese am häufigsten verwendet werden. Darüber hinaus wird der EURIBOR außerdem für eine Woche sowie für 1 und 12 Monate ermittelt.
EURIBOR 2024 und langfristige Prognose der Zinsentwicklung
Die Entwicklung der Finanzmärkte weit voraussehen zu können, wäre zweifellos sehr praktisch. In der Realität aber ist es so gut wie unmöglich, eine EURIBOR-Prognose der Zinsentwicklung für das gesamte Jahr 2024 abzugeben. Denn selbst eine genaue Betrachtung vergangener Entwicklungen kann nicht als verlässlicher Indikator dafür gesehen werden, was vielleicht in der Zukunft passiert.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt zum Beispiel, dass der EURIBOR seit 2000 immer wieder starke Schwankungen von über 5 Prozent bis unter 0 Prozent erlebt hat. All diese Entwicklungen lassen sich natürlich auch begründen – allerdings erst im Nachhinein. Nur bei kürzeren Zeiträumen ist es möglich, einigermaßen konkrete Vorhersagen zu treffen.
Das heißt nicht, dass nicht gewisse Prognosen aufgestellt werden können. Wesentlich ist hier der Zusammenhang zwischen dem Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) und den EURIBOR-Rates. Denn eine Erhöhung der EZB-Leitzinsen wirkt sich unweigerlich auf den EURIBOR aus.
Welche Entwicklung ist nun beim EZB-Leitzins zu erwarten? Nach längerem Zögern hat sich die EZB ab 2022 der Inflationsbekämpfung verschrieben und in zehn Zinsschritten (Juli, September, Oktober, Dezember 2022 sowie Februar, März, Mai, Juni, Juli und September 2023) den Leitzins auf zunächst 4,50 % angehoben und anschließend im Juni, September und Oktober 2024 wieder auf 3,40 % reduziert. (Stand 06.11.2024). Ob etwaige weitere Zinssenkungen seitens der EZB folgen, wird maßgeblich auch davon abhängen, ob die Inflation nachhaltig sich bei 2 % einpendelt. Der EZB-Rat hatte am 26. Oktober 2023, 14. Dezember 2023, 25. Januar 2024, 07. März 2024, 11. April 2024 sowie 18. Juli 2024 sich jeweils für eine Zinspause entschieden und den Leitzins zunächst unverändert gelassen. In 2024 folgten dann bisher nur drei kleine Absenkungen gemäß Beschluss des EZB-Rats um jeweils 25 Basispunkte. Jedoch erfolgte noch eine zusätzliche Anpassung um 0,35 % nach unten, da der Abstand zwischen dem Hauptrefinanzierungssatz und dem Einlagensatz im Rahmen der Umsetzung neuer geldpolitischer Steuerungsmaßnahmen von 50 auf 35 Basispunkte reduziert wurde.
EURIBOR-Reform
Manipulationsskandale rund um den EURIBOR und LIBOR, als Panelbanken vorgeworfen wurde, die Zinssätze zu eigenen Gunsten künstlich niedrig zu halten, führten zu einer Reform der Referenzzinssätze, die künftig höhere Mindeststandards aufweisen. Dazu zählen eine ausreichend große Datenbasis, Transparenz und ein regelmäßiges Review. Interbank Offered Rates (IBORs), zu denen auch der EURIBOR gehört, wurden bis Ende 2021 entweder reformiert oder nach und nach durch Risk Free Rates (RFRs) abgelöst. Die meisten IBORs werden deshalb seit Anfang 2022 nicht mehr veröffentlicht.
Zu den Ausnahmen zählt dabei der reformierte EURIBOR, welcher als Referenzzins erhalten bleibt. Die neue Lösung beinhaltet sowohl Markttransaktionen als auch modellierte Werte, falls es zu wenige geeignete Transaktionen für die Zinsermittlung gibt. In der Außenkondition ist der neue „Hybrid-EURIBOR“ dem bisherigen sehr ähnlich.
Wovon hängt die Zinsentwicklung ab?
Die Zinssituation lässt sich nur bis zu einem gewissen Grad vorhersehen, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Entwicklung von so vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Ausschlaggebend sind zum Beispiel Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB).
Nach der Finanzkrise 2008/09 entschied die EZB, die Zinsen zu senken, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Durch die niedrigeren Zinsen sollte – stark vereinfacht gesagt – ein Anreiz gegeben werden, mehr zu konsumieren und zu investieren. Das zeigt: Letztendlich wird der EURIBOR mit dadurch beeinflusst, wie viel Geld zur Verfügung steht.
Dabei spielen auch politische Faktoren eine große Rolle. Der Ukraine-Krieg birgt weiterhin inflationäre Gefahren. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist der Konflikt China-Taiwan. Außerdem könnten verschiedene Nationen in eine Rezension schlittern, worauf dann auch die Notenbanken Rücksicht nehmen müssten. Unter diesen Aspekten lässt sich nicht vorhersagen, wie sich die Zinsen entwickeln werden und welche Auswirkungen dies auf die Zinssätze bei Euro-Krediten haben könnte.
Kurz und gut: Auf EURIBOR-Prognosen, die allzu weit in die Zukunft reichen, sollte man sich besser nicht bedingungslos verlassen. Denn politische und wirtschaftliche Entwicklungen lassen sich nun einmal nicht planen.
Lesen Sie mehr zur möglichen Zinsentwicklung in unserem Ratgeber
Zinsentwicklung und Prognosen
EURIBOR und Kreditzinsen in Österreich
Ein niedriger EURIBOR-Referenzzins ist des einen Freud, des anderen Leid. Denn wer einen Kredit aufnehmen will, profitiert von günstigen Zinsen. Auf der anderen Seite sorgten niedrige Zinssätze bei vielen Sparern für Frustration: Wirklich lohnend waren Sparvorhaben in den vergangenen Jahren bezüglich eines Zinsertrags nicht mehr. Dies hat sich seit 2023 wieder geändert.
Auch in Österreich sind die Kreditzinsen aktuell immer noch auf keinem außergewöhnlichen hohen Niveau. In der Vergangenheit waren diese schon deutlich höher. Wenn Sie also mit dem Gedanken spielen, einen Immobilienkredit aufzunehmen, lohnt es sich, dies bald zu tun. Denn die Immobilienpreise in Österreich haben trotz der erheblich gestiegenen Zinsen keinen deutlichen Einbruch erlitten.
Brauchen Sie Unterstützung? Infina vergleicht und findet für Sie den besten Wohnkredit bei der richtigen Bank – unabhängig, transparent und flexibel.
zum Kreditvergleich
Bildquellen: Bild 1: © canadastock – shutterstock.com, Bild 2: © Konektus Photo – shutterstock.com, Bild 3: © joe1719 – shutterstock.com
Rechtshinweise zu unseren Ratgebern finden Sie in unserer Verbraucherschutzinformation.