Wann ist die Bonität gut bzw. schlecht? Es gibt zwei wesentliche Punkte: Ihre finanzielle Situation und Ihr Zahlungsverhalten insbesondere in Verbindung mit der Pünktlichkeit bei wiederkehrenden Zahlungen sowie beim Begleichen von Krediten. Ist Ihr Einkommen hoch und haben Sie noch ein unbelastetes Vermögen auf der Seite? Zudem sind Sie nie wegen unbezahlter Rechnungen oder Kredit/Leasing-Raten negativ aufgefallen, dann ist Ihre Bonität gut und umgekehrt. Das wichtigste Gebot lautet: „Nur nicht unangenehm auffallen“. Hinzukommen noch eine Reihe Tipps und Tricks, die in diesem Beitrag behandelt werden.
Was beeinflusst die Bonität?
Bonität bedeutet Kreditwürdigkeit bzw. Güte als Schuldner in Form der Ausfallswahrscheinlichkeit. Letztere gibt an, wie hoch für die Bank als Geldgeber das Risiko sein kann, dass Sie entweder in Zahlungsverzug geraten (also nicht mehr pünktlich zurückzahlen) oder gar nicht mehr in der Lage sind, Ihr den ganzen Kredit wieder zurückzuzahlen.
Ihre Kreditwürdigkeithängt ab von Einkommen, Vermögen, aber auch vom historischen Zahlungsverhalten. Negative Zahlungsmoral, indem Sie Rechnungen monatelang nicht beglichen haben, kann zu Einträgen beim KSV oder in andere „schwarze Listen“ führen.
Wie kann ich meine Bonität verbessern – 9 Tipps
Sie können in Vorbereitung des Kreditgespräches mit der Bank oder einem Wohnbau-Finanz-Experten an ein paar Hebeln ansetzen, um Ihre Bonität zu verbessern.
Tipp Nummer 1: KSV Einträge vor Kreditantragstellung überprüfen
Haben Sie mal vergessen Kreditraten, Handyrechnungen, Abos oder Kaufraten über einen längeren Zeitraum pünktlich zu zahlen. Dann könnten Sie bereits einen negativen KSV Eintrag haben. Nach zwei Mahnungen kann es soweit sein. Allerdings muss in der ersten Mahnung auf den KSV Eintrag hingewiesen werden und danach noch eine Frist von vier Wochen verstreichen bevor der Eintrag erfolgt. Der KSV sammelt generell Informationen über Ihr Zahlungsverhalten. Dies können auch positive Informationen sein, wie zum Beispiel eine vorzeitige Rückzahlung eines Kredites.
Es gibt noch andere Bonitätsauskünfte, z.B. die Kleinkreditevidenz (KKE: Konsumkredite, Leasingverträge, Überziehungsrahmen) oder von der Kreditauskunft CRIF (früher Deltavista).
Aber niemand ist unfehlbar und es kann vorkommen, dass noch veraltete oder gar falsche oder unvollständige Daten von Ihnen gespeichert sind. Auch die Historie darf nicht zu lange in die Vergangenheit gehen. Informationen zu fälligen und beglichenen Forderungen dürfen beispielsweise 3 volle Kalenderjahre lang gespeichert werden. Haben Sie einen Kredit bereits vollständig zurückgezahlt, auch dann muss der KSV die Daten innerhalb einer vorgegebenen Frist löschen.
Um zu erfahren, welche Daten der KSV über Sie gesammelt hat, empfehlen Ihnen Experten jährlich vom kostenlosen Auskunftsrecht Gebrauch zu machen. Dieses steht Ihnen gesetzlich (§34 Bundesdatenschutzgesetz) zu. Das gilt insbesondere vor einem Kredit, denn vielleicht haben Sie bereits vergessen, wie lange die letzten Zwischenfälle bei der Begleichung von Verbindlichkeiten (Rechnungen, Kreditrückzahlungen...) zurückliegen. Fakt ist jedenfalls, dass die Löschfristen für negative Eintragungen bei fünf Jahren (nach vollständiger Zahlung der Schuld) oder sieben Jahren (nach Abschlagszahlung oder Schuldenregulierungsverfahren) liegen.
Tipp Nummer 2: Negative KSV Einträge löschen lassen
Während Sie Flüchtigkeitsfehler in positiven KSV Einträgen durch formlose Schreiben korrigieren lassen können, ist die Löschung von Negativ-Einträgen schon etwas schwieriger.
Beispielsweise bei den sogenannten „Informationsverbundsystemen“ KKE (Kleinkreditevidenz) und Warnlisten (enthält Fälligstellung bzw. Rechtsverfolgung nach qualifiziertem Zahlungsverzug bei Girokonten, Krediten und Kreditkarten oder gar nach Betrugshandlungen) können Sie nur dann Einträge löschen lassen, wenn Daten unrechtmäßig verarbeitet wurden, sie schlicht falsch sind oder Sie nachweisen können, dass diese für die Beurteilung Ihrer Bonität nicht mehr von Bedeutung sind.
Letzteres wäre der Fall, wenn sich beispielsweise durch Erbschaft Ihre Finanzlage dermaßen verbessert hat, dass Sie alle Schulden zurückgezahlt haben. Allerdings muss hier jeder Einzelfall beurteilt werden. Dies erfordert professionelle Hilfe durch einen Anwalt und kostet Geld.
Tipp Nummer 3: Laufende Konsumkredite und Leasingverträge vorzeitig zurückzahlen
Es klingt für Sie vielleicht auf den ersten Blick verrückt. Sie brauchen ohnehin Geld und sollen nun noch Geld aufwenden um einen laufenden kleinen Konsumkredit zu tilgen oder einen Leasingvertragvorzeitig zu beenden. Trotzdem macht es Sinn:
Erstens erhöht sich dadurch der Rückzahlungsspielraum für den geplanten Wohnkredit und zweitens ist so ein Vorgehen fast wie ein Ritterschlag in Ihrem Verhaltensrating bei der Hausbank, das sich dadurch drastisch verbessert. Vereinfacht ausgedrückt: Es hinterlässt vor allem bei Ihrer Hausbank einen guten Eindruck, der Ihnen in punkto Kreditgewährung und Konditionen Pluspunkte einbringt - ganz zu schweigen vom frei werdenden Handlungsspielraum.
Tipp Nummer 5: Suchen Sie sich noch schnell einen Nebenjob
Haben Sie zwei oder mehr Einnahmequellen, dann haben Sie nicht nur in der Haushaltsrechnung (einer monatlichen Einnahmen-Ausgaben-Rechnung), welche die Bank im Rahmen der Kreditwürdigkeit prüft, ein höheres Einkommen. Sie gelten noch als solider aufgestellt. Ein geringfügiger Nebenjob würde reichen. Aber Achtung: Häufig rechnen Banken erst dann dieses Einkommen an, wenn Sie diesen Job bereits mindestens 12 Monate haben.
Tipp Nummer 6: Vermieten Sie überschüssigen Wohnraum
Verfügen Sie über größeren Wohnraum, eine Zweitwohnung oder ein Ferienhaus, dann könnten Sie entweder nicht benötigte Räume, das Ferienhaus oder die Zweitwohnung vermieten. Bereits vor Kreditantragsstellung sollte die erste Monatsmiete geflossen sein. Je nach Institut wird die Miete zu 70 bis 100% in der Haushaltsrechnung als Einkommen angesetzt.
Tipp Nummer 7: Schaffen Sie sich möglichst viel Liquidität als Eigenmittel
Zweitwohnungen, Ferienhäuser, Lebensversicherungen mit vorhandenen Rückkaufswerten, Wertpapierdepots, Schmuck, Edelmetalle, Diamanten, Antiquitäten und Zweitautos können Sie veräußern, und die Erlöse zumindest zu einem wesentlichen Teil als Eigenmittel heranziehen. Je höher die Eigenmittel beim Kauf einer Immobilie sind, desto besser ist Ihre Bonität und desto günstiger werden Ihre Kreditzinsen. Zwischen Top-Bonitäten und ausreichenden Bonitäten könnten dies durchaus 0,5 bis 0,75 Prozentpunkte p. a. sein.
Idealerweise sollten Sie 30 bis 40% des Kaufpreises einbringen können und in der Lage sein, auch die Nebenkosten zu tragen. Notfalls könnten Sie Angehörige um finanzielle Unterstützung (zur Erhöhung der Eigenmittel) bitten.
Tipp Nummer 8: Möglichst lange Laufzeiten senken die Ratenbelastung
Sind Sie noch unter 40 Jahre alt, dann sollten Sie Institute aufsuchen oder durch Wohnbau-Finanz-Experten aufsuchen lassen, die Laufzeiten von 35 Jahren (und vielleicht sogar mehr) ermöglichen. Je länger die Laufzeit ist, desto niedriger wird die monatliche Ratenbelastung, da sich die Kapitalrückzahlung auf mehr Jahre verteilt.
Lesen Sie mehr in unseren Ratgebern Kreditlaufzeit: Die passende Laufzeit finden und berechnen und Eigenmittel-Anteil: Anpassungen 2023.
Tipp Nummer 9: Zumindest Fixzinsbindung über die halbe Laufzeit
Neben Kalkulationssicherheit über den Zeitraum der Zinsbindung gibt es Banken, die im Falle einer Fixzinsbindung von mindestens über die Hälfte der Laufzeit, dann für die restliche Laufzeit keinen hohen Kalkulationszins für die restliche Laufzeit mehr ansetzen. Dieser kann weit über dem aktuellen Niveau (z.B. bei 6,5 bis 7,5 %) liegen und die fiktiven Rate in der Haushaltsrechnung nach Ende der Zinsbindung erheblich erhöhen.
Die Fixzinsbindung über die halbe Laufzeit verbessert Ihre Bonität drastisch. Ihrem Einkommen nach Abzug der monatlichen Ausgaben (=frei verfügbares Einkommen) wird nicht mehr eine Rate auf Basis eines Zinssatzes gegenübergestellt, den Sie sich leisten können müssen, obwohl das Zinsniveau aktuell viel niedriger ist. Nein, die Bank kalkuliert diese Rate mit dem tatsächlichen Zins während der Fixzinsdauer.
Wie junge Erwachsene ihre Bonität schützen
Am Anfang gilt man als Kreditnehmer meist noch als „unbeschriebenes Blatt“. Doch schon die ersten Verhaltensmuster und Tendenzen können die Bonität und Kreditwürdigkeit entscheidend beeinflussen. In dieser Phase ist es daher wichtig, ein positives Kreditverhalten aufzubauen.
So verbessern Sie Ihr Verhalten, um zukünftig besser einen Kredit zu erhalten:
- Ausgaben decken: Stellen Sie sicher, dass alle Ausgaben durch Ihr Guthaben auf dem Konto abgedeckt sind. Eine zusätzliche Reserve von 2 bis 3 Monatsausgaben ist vorteilhaft.
- Fixkosten im Blick behalten: Prüfen Sie alle laufenden Abbuchungen wie Abos und Ratenkredite für Anschaffungen und Urlaube. Fixe monatliche Ausgaben können sich schnell summieren und außer Kontrolle geraten.
- Rechnungen und Forderungen rechtzeitig bezahlen: Begleichen Sie Rechnungen, Forderungen von Krankenkassen und dem Finanzamt möglichst umgehen, um Mahngebühren zu vermeiden.
- Überziehung vermeiden: Vermeiden Sie es, das Girokonto zu überziehen, da dies die künftige Kreditwürdigkeit beeinträchtigen kann.
- Kredit- und Leasingraten pünktlich zahlen: Achten Sie auf eine ausreichende Kontodeckung, um alle Ratenzahlungen fristgerecht zu leisten.
- Mahnungen vermeiden: Vermeiden Sie Mahnungen bei Zahlungen, um negative Einträge, wie KSV-Einträge, zu verhindern, die Ihre Kreditwürdigkeit reduzieren.
- „Saubere“ Kontobewegungen und Kreditkartenzahlungen: Vermeiden Sie Abbuchungen für Online-Casinos, Glücksspiel oder anrüchige Nachtlokale, da solche Ausgaben möglicherweise von Kredit-Rating-Systemen negativ bewertet werden.
Bonität verbessern: am besten langfristig planen
Wiederkehrende Zahlungen, wie monatliche Raten laufender Kredite sollten stets pünktlich beglichen werden. Am idealsten ist es sogar, vor Aufnahme eines größeren Kredits vorhandene kleinere Kredite zurückzuzahlen und Leasingverträge zu kündigen. Ja, das ist ein Zahlungsaufwand, der allerdings dann größere Spielräume beim wesentlichen Kredit ermöglicht. Sie können mehr Kredit aufnehmen, sich also mehr Haus leisten und das noch zu voraussichtlich niedrigeren Zinsen als sonst. Allerdings kann Ihnen ein KSV Eintrag die Suppe versalzen, weshalb Sie vor einem Kreditantrag per Selbstauskunft einen Blick in die Listen des KSV werfen sollten.
Auch können Sie sich auf den Kreditvertrag schon über einen längeren Zeitraum durch Schaffung eines guten Verhaltensratings vorbereiten. Nebenjobs zur Aufbesserung des Einkommens annehmen und diverse Vermögenswerte (Lebensversicherungen, Wertpapiere, Immobilien, Antiquitäten...) zu Geld machen, um über mehr Eigenmittel zu verfügen. Auch sollten Sie eine langfristige Fixzinsbindung eingehen, die bei manchen Kreditinstituten Ihre Bonität in der Haushaltsrechnung verbessern kann.
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