Mit der Rückkehr der Zinsen gewinnen verschiedene Sparformen wieder an Popularität. Mit einer gewissen Verzögerung haben auch die Zinsen für Bausparverträge angezogen. Doch auch Online-Konten mit kurzer Bindungsdauer und attraktiver Verzinsung sind im Aufschwung. Aus diesem Grund stellen sich viele die Frage, ob ein Bausparvertrag auch im Jahr 2024 noch sinnvoll ist. Um diese Frage für sich zu beantworten, benötigen Sie Hintergrundwissen über die Funktionsweise, den Ertrag und den optimalen Einsatz von Bausparverträgen. Dieser Ratgeber zeigt Ihnen den Nutzen und die Grenzen von Bausparverträgen auf, unabhängig von möglichen vorherrschenden „Trends für Sparprodukte“.
Was ist das Prinzip hinter Bausparen?
Bausparen war ursprünglich zum Ansparen von Eigenkapital für ein Bauspardarlehen gedacht. Den Lebenszyklus eines Bausparvertrags kann man in drei Phasen unterteilen:
Phasen eines Bausparzyklus:
Phase 1 - Sparperiode mit einer Laufzeit von 6 Jahren: Sie können Ihre Sparleistung monatlich, jährlich oder auch als Einmalerlag erbringen. Dafür gewährt die Bausparkasse marktgerechte Zinsen während der Staat Sie als Bausparer mit einer Bausparprämie fördert.
Phase 2 - Fälligkeit der Sparleistung: Nach Ablauf der 6 Jahre und einer ordentlichen Kündigung können Sie über das angesparte Guthaben verfügen. Alternativ können Sie diesen Betrag als Eigenmittel für eine Bausparfinanzierung nutzen. Abhängig von der Höhe der ersparten Summe wird Ihnen von der Bausparkasse ein Darlehen zugeteilt.
Phase 3 - Rückzahlung des Bauspardarlehens: Innerhalb einer Laufzeit von bis zu 35 Jahren können Sie das von der Bausparkasse gewährte Darlehen in monatlichen Annuitäten zurückzahlen.
Tipp: Genauere Details zum „Bausparen“ oder zu „Bausparkassen in Österreich“ finden Sie in unserem Ratgeber.
Sparen für das Eigenheim: Lohnt sich Bausparen wieder?
Ob sich ein Bausparvertrag als Startschuss zur Schaffung von Wohneigentum lohnt, hängt von den aktuellen Bausparzinsen im Vergleich zu anderen Sparprodukten und den Darlehenszinsen für ein Bauspardarlehen im Vergleich zu Kreditzinsen bei Banken ab:
Wie hoch sind aktuell die Zinsen, die man fürs Bausparen bekommt?
Aktuell sprechen wir von einer inversen Zinskurve. Kurzfristige Zinssätze, bis etwa ein Jahr Laufzeit, sind dabei höher als mittel- oder längerfristige, mit beispielsweise 3 bis 5 Jahren Bindungsdauer. Bei einer Zinsbindung von einem Jahr sind auch bis zu 3,50 % p.a. möglich, während auf drei Jahre 3 % p.a. eine attraktive Verzinsung bedeuten. Doch dieses Bild kann sich auch rasch ändern.
Bei Bausparverträgen ist der Zins kalkulierbarer. So gibt es Angebote einer Fixverzinsung über die ersten drei Jahre oder alternativ der gesamten Laufzeit. Diese liegt beispielsweise in Bezug auf flexible Monatsspartarife bei Wüstenrot derzeit bei 2,5 % pro Jahr. 3 Jahre Fixzinsen würden vergleichsweise bei 2,75 % liegen. Fixzinsen nur für das erste Jahr würden je nach Bausparkasse zwischen 3,0 % und 4,0 % liegen. Die variablen Zinsen bewegen sich entweder vom Beginn an oder nach der Fixzinsperiode zwischen knapp Null oder 0,1 % im unteren Bereich und der Zinsobergrenze von 4,0 %.
Abhängig sind die variablen Zinsen von einem Geldmarktzinssatz als Referenzzins, von dem die Bausparkasse noch einen Abschlag vornimmt. Dabei erfolgt die Zinsanpassung gemäß der vereinbarten Zinsgleitklausel in einer gewissen Zeitverzögerung auf Marktentwicklungen. So bietet beispielhaft die s Bausparkasse, nach einem Fixzinssatz im ersten Jahr, einen variablen Zinssatz mit einer jährliche Zinsanpassung zu Beginn des Kalenderjahres auf Basis des Referenzzinssatz 12-Monats-Euribor abzüglich 1,25 Prozentpunkte und kaufmännischer Rundung auf Zehntel Prozentpunkte. Basis für den hier verwendeten 12-Monats-Euribor ist dabei der Wert vom 15.11. des vorangegangenen Jahres. Blickt man in den November 2023 zurück, so lag der 12-Monats-Euribor bei 4,028 %. Somit liegt der variable Zins in diesem Bausparprodukt aktuell bei 2,80 p.a.
Lohnt sich ein Bausparvertrag also wieder? Unter Zinsaspekten sind Bausparverträge durchaus konkurrenzfähig mit anderen Sparalternativen. Doch Sie erhalten zusätzlich noch die staatliche Bausparprämie: Ihre Bausparprämie legt der Staat jeweils am 30. November für das nächste Jahr fest. 2024 sind dies 1,5 % Ihrer Sparleistung bis zu maximal 1.200 Euro pro Jahr. Daher beträgt die maximal Bausparprämie 18 Euro pro Jahr.
Wie hoch sind aktuell die Zinsen, die man für das Bauspardarlehen zahlt?
Die Verzinsung von Bauspardarlehen der vier österreichischen Bausparkassen unterliegt, so wie andere Attribute der Produktgestaltung (z.B. die Mindestlaufzeit von 5 Jahren und ein maximaler Darlehensbetrag von 260.000 Euro pro Person), zum Teil den Vorgaben des Bausparkassengesetzes: Bei klassischen Bauspardarlehen ist eine gesetzliche Zinsobergrenze von 6 % in den ersten 20 Jahren nach Zuteilung des Bauspardarlehens vorgesehen.
Die Zinsobergrenze macht Bauspardarlehen in Bezug auf Zinsrisiken kalkulierbarer. Andererseits gibt es auch eine Zinsuntergrenze, sprich einen Mindestzins, den Sie als Darlehensnehmer unabhängig vom Marktzinsniveau jedenfalls zu bezahlen haben. Die Zinsuntergrenze unterliegt im Laufe der Jahre Veränderungen im Einklang mit dem Marktumfeld, aktuell sind beispielsweise 2,25 oder 2,50 % als Untergrenze üblich. Zwischen der Zinsunter- und der Zinsobergrenze ist der Kreditzins an einen Referenzzins, meist dem 12-Monats-Euribor gebunden, auf den dann die Bausparkasse einen Aufschlag (die Marge) verrechnet. Durchschnittlich sind 1,5 Prozentpunkte Aufschlag zu berücksichtigen (abhängig von der Bausparkasse kann der Aufschlag auch geringer sein). Die Zinsanpassung erfolgt auf Basis der vertraglich fixierten Zinsgleitklauseln nach einem festgelegten Schema.
Seit einigen Jahren bieten Bausparkassen zusätzlich zu den klassischen Bauspardarlehen auch Darlehen mit langfristigen Fixzinssätzen an. Die längst mögliche Fixzinsbindung ist derzeit 30 Jahre.
Welche Alternativen gibt es zum Bausparen bzw. zum Bauspardarlehen?
Als Alternativen zum Bausparen kommen in Frage
- Klassische Sparbücher
- (Online)-Tagesgeldkonten
- (Online)-Festgeldkonten
All diese Sparformen bzw. Investments haben ihre Vor- und Nachteile:
Sparform | Vorteile | Nachteile |
Bausparen | - Staatliche Prämie
- Zugang zu Bauspardarlehen
- Teils gut kalkulierbare Zinsen über den gesamten Zeitraum
| - 6 Jahre Bindungsdauer
- Zinsreduktion und Verlust bei vorzeitiger Auflösung
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Sparbuch | - Bei EDV-Blackout physischer Nachweis des Guthabens
- Teils attraktive Zinsen
- Täglich fällig oder fix verzinst
| - Auslaufmodell
- Zum Teil lange Bindungsdauer
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(Online)-Tagesgeldkonten | - Attraktive Verzinsung
- Jederzeit verfügbar
- Flexibilität
- Zinsabrechnung zum Teil auch monatlich
| - Begrenztes Zinspotenzial
- Online-Produkt
- Rücküberweisung nur auf das Referenzkonto
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(Online)-Festgeldkonten | - Sparzinsen für 3 Monate bis 3 Jahre Laufzeit
- Zinsabrechnung zum Teil auch monatlich
| - Meist kein Zugriff während der Laufzeit
- Online-Produkte
- Auflösung nur auf ein Referenzkonto
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Als Alternativen zu Bauspardarlehen kommen Wohnbaukredite mit hypothekarischer Besicherung von Banken in Frage. Beide Finanzierungsformen haben Vor- und Nachteile:
Darlehensform | Vorteile | Nachteile |
Bauspardarlehen | - Konditionen zum Teil bonitätsunabhängig
- Begrenztes Zinsrisiko durch Obergrenze
- unterschiedliche Ratengestaltungen
| - In Niedrigzinsphase Zinsuntergrenze relativ hoch
- Darlehenssumme von maximal 260.000 Euro pro Person
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Hypothekarkredit | - Hohe Flexibilität bezüglich Laufzeit, Verzinsung u. Kreditbetrag
- Vorteilhafte Konditionen bei guter Bonität möglich
| - Bei variabler Verzinsung Zinsrisiko nach oben offen
- Konditionennachteile bei schlechter Bonität
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Bauspardarlehen aufnehmen – ja oder nein?
Kann sich ein Bauspardarlehen im Jahr 2024 noch lohnen? Die variablen Kreditzinsen haben mittlerweile einen Wert von bis zu über 5,50 % p.a. erreicht, und sind somit nicht mehr weit von der Zinsobergrenze von 6 % bei Bauspardarlehen entfernt. Im Falle eines weiteren Inflationsschubs und erneuter Leitzinsanhebungen der EZB, infolge derer die variablen Kreditzinsen über 6 % steigen würden, könnte eine verstärkte Nachfrage nach Bauspardarlehen einsetzen. Dann käme es zu längeren Wartezeiten bei der Zuteilung, sodass Bausparverträge auch unter diesem Aspekt an Bedeutung gewinnen. Ansonsten hängt die Entscheidung für die Auswahl eines Bauspardarlehens von individuellen Faktoren wie Einkommen, Lebenshaltungskosten, Eigenmittel, Risikoneigung und Finanzierungswunsch ab.
Sie wollen wissen, wieviel Zinsen und welche Raten Sie gerade jetzt für Ihre Finanzierung bei Neuabschluss bezahlen würden. Dann bietet Ihnen der Infina-Kreditrechner eine wertvolle Orientierungshilfe:
Zur finanziellen Vorsorge: Lohnt sich ein Bausparvertrag 2024?
Lohnt sich Bausparen zur Vermögensbildung? Wie attraktiv sind Bausparverträge derzeit? Dies hängt neben aktuellen Erträgen auch von im Markt vorhandenen Alternativen ab:
Zinsen und Prämie: Was bekommt man aktuell beim Bausparen?
Vielleicht stellen auch Sie sich die Frage: „Bausparvertrag – lohnt sich das noch? Am meisten lohnt sich eine monatliche Ansparung in Höhe von 100 Euro. Hier erhalten Sie 1,5 % staatliche Bausparprämie bis zum höchst möglichen geförderten Sparbetrag. Das sind insgesamt 18 Euro Prämie vom Staat. Die Bruttozinsen, die Ihnen die Bausparkasse zahlt, liegen zu Beginn durchschnittlich bei rund 2,80 % p.a. Während die Prämie steuerfrei ist, zahlen Sie auf die Zinserträge eine Kapitalertragssteuer (KEST) von 25 %. Von 2,80 % bleiben abzüglich der KEST zu Beginn immerhin noch 2,10 %. Je nach gewähltem Produkt und Tarif wird der Bruttozins allerdings danach geringer.
Dafür kommen jährlich noch die Bausparprämien hinzu. Selbst am Ende der 6 Jahre würde die laufende staatliche Prämie noch 0,25 % der gesamten Sparleistung ausmachen (verglichen mit 1,5 % im ersten Jahr). Je mehr Sie aber über 100 Euro pro Monat ansparen (z.B. einen Betrag von 150 oder 200 Euro), desto weniger fällt die staatliche Prämie ins Gewicht, aber dafür erhalten Sie später einmal eine höhere Darlehenssumme. Bei Bausparverträgen sind jedenfalls auch die Verwaltungskosten der jeweiligen Bausparkasse zu berücksichtigen, die unterschiedlich hoch ausfallen.
Welche Alternativen gibt es für die finanzielle Vorsorge?
Alternativen zum regelmäßigen Bausparen sind insbesondere Fondssparpläne, wobei hier das Anlagespektrum von dynamisch (Aktien und Alternative Investmentstrategien) bis hin zu sehr defensiv (geldmarktnahe Investmentstrategien) reicht. Auch Lebens- und Rentenversicherungen eignen sich, um Vermögen laufend und langfristig aufzubauen. Dabei kann es sich entweder um eine konventionelle oder eine fondsgebundene Lebensversicherung (FLV) handeln. Größere Kapitalbeträge benötigen Sie hingegen beim Erwerb von Anlageimmobilien, wie z.B. Anlegerwohnungen. Um dabei aber nicht aufgrund von „Liebhaberei“ (kein erzielter Überschuss binnen 20 Jahren ab Vermietungsbeginn) rückwirkend steuerliche Vorteile zu verlieren, benötigen Sie beim aktuell hohen Zinsniveau höhere Eigenmittelanteile von ca. 40 bis 50 %. Bei den derzeit hohen Wohnungspreisen ergeben sich daher Beträge von 120.000 bis 180.000 Euro.
Vorsorgeform | Vorteile | Nachteile |
Bausparen | - Staatliche Bausparprämie
- Überschaubarer Zeitraum von 6 Jahren
- Teils gut kalkulierbare Zinsen über den gesamten Zeitraum
- Einlagensicherung bis 100.000 Euro
| - Relativ niedrige Zinsen, abhängig vom Produkt
- Kosten bei vorzeitiger Auflösung
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Fondssparen | - Spielräume im Investitionsverhalten
- Inflationsschutz bei durchschnittlichen Erträgen über der Inflationsrate möglich
- Hohe Flexibilität
| - Verlustrisiken je nach Investitionsverhalten
- Ausgabeaufschläge und laufende Verwaltungsgebühren
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Anlegerwohnungen | - Inflationsschutz durch Mietanpassung
- Regelmäßige Erträge
| - Hoher Kapitaleinsatz erforderlich
- Rund 10 - 15 % Nebenkosten beim Kauf
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Lebens- und Rentenversicherungen | - Garantierter Mindestzins bei klassischer Lebensversicherung
- Todesfallschutz
- KEST-Befreiung
- Rentenversicherung: lebenslange Einkommensquelle im Ruhestand
| - Abschlusskosten und Verwaltungsgebühren
- klassische LV: Rendite unter Inflationsrate
- Geringe Flexibilität und lange Laufzeiten
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Vorsorgen mit Bausparer – was spricht dafür und was dagegen?
Als einer von mehreren Bausteinen ist der Bausparvertrag für den Vermögensaufbau und für die Vorsorge geeignet. Die optimale Ansparsumme ist in Österreich bereits bei 100 Euro pro Monat erreicht. Daher besteht noch Spielraum für zusätzliche Ansparalternativen, die Ihnen höhere Erträge bescheren können. Fondssparpläne oder fondsgebundene Lebensversicherungen können bei gutem Verlauf real positive Erträge (über der Inflationsrate) generieren und Ihnen somit insgesamt den Vermögenserhalt ermöglichen. Der Bausparer dient somit als solide Basis Ihres Vermögensaufbaus. Die erwarteten Nettoerträge liegen in der Regel jedoch häufig unter der Inflationsrate.
Als Geschenk: Ist ein Bausparer sinnvoll?
Neben Goldmünzen wie Philharmoniker, Krügerrand und Maple Leaf oder schlichtem Bargeld ist der Bausparer ebenfalls ein geeignetes Geschenk für Kinder, Patenkinder und Enkelkinder. Auch in der heutigen Zeit ist ein Bausparer sinnvoll, zumal es später Zugang zu einem Bauspardarlehen bietet, und möglicherweise liegt das durchschnittliche Immobilienkreditzinsniveau dann sogar über 6 %.
Bausparvertrag 2024: Sinnvoll unter gewissen Umständen
Ein Bausparvertrag ist ein standardisiertes Instrument, das zwei wichtige Kernvorteile kombiniert: eine staatliche Förderung in der Ansparphase und die optionale, aber sichere Zuteilung eines Bauspardarlehens mit begrenztem Zinsrisiko nach wenigen Jahren. Außerdem ist unter Vorsorgeaspekten eine Laufzeit von 6 Jahren im Vergleich zu optimalen 15 Jahren (Anleger ist bei Abschluss unter 50 Jahre, sonst 10 Jahre Laufzeit) bei Lebensversicherungen überschaubar. Angesichts derzeit marktgerechter Zinsen plus einer staatlichen Prämie von bis zu 18 Euro pro Jahr ist auch aus Sparersicht ein Bausparvertrag im Jahr 2024 noch sinnvoll.
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